Wird es Sommer, dann beginnt auf Europas Straßen die Zeit der Reisemobile und Wohnwagen. Weil immer mehr Menschen ihren Urlaub heute nicht mehr an einem Ort - wie beispielsweise in einem Hotel oder einem Ferienhaus - verbringen, sondern ungebunden sein wollen, wächst der Markt für Freizeitfahrzeuge kontinuierlich. Der Caravaning Industrie Verband (CIVD) registrierte allein in den ersten sieben Monaten dieses Jahres 3,5 Prozent mehr Neuzulassungen. Das eröffnet auch der Erwin Hymer Group, Europas führendem Hersteller von Freizeitmobilen, vielfältige Umsatzchancen. Die Unternehmensgruppe, unter deren Dach acht unabhängige Hersteller-Marken wie Hymer, Dethleffs, Bürstner oder Niesmann+Bischoff vereint sind, verkaufte 2013 rund 35.000 Fahrzeuge. Die mehr als 4.000 Mitarbeiter an elf Standorten erwirtschafteten einen Umsatz von etwa 1,2 Milliarden Euro.
Damit die Erwin Hymer Group ihre marktführende Position auch in Zukunft sichern kann, beschloss das Management die einzelnen Gesellschaften zusammenzuführen, um dadurch mehr Transparenz in die Geschäftstätigkeit zu bringen und diese noch zielgerichteter steuern zu können. "Das erfordert standortübergreifend einheitliche und durchgängige Betriebsabläufe, die mit der bestehenden, heterogenen IT-Landschaft, die historisch gewachsen war, nicht umgesetzt werden konnten", erläutert Salim Siddiqi, CIO bei der Erwin Hymer Group.
Integrierte IT-Plattform ersetzt acht Altsysteme
Der Hersteller von Freizeitmobilen beschloss daher, die Altsysteme durch eine einheitliche und moderne ERP-Plattform und eine zukunftsfähige IT-Architektur zu ersetzen. Nach einem intensiven Auswahlprozess entschieden sich die Verantwortlichen für die Anwendung SAP ERP und die In-Memory-Plattform SAP HANA. "Mit SAP ERP führen wir applikationstechnisch alle Gesellschaften unter einem IT-Dach zusammen und schaffen so eine konsolidierte Datenbasis sowie ein einheitliches Kennzahlensystem für die gesamte Erwin Hymer Group", erklärt Siddiqi. Dank einheitlicher Kennzahlen kann das Management jederzeit den aktuellen Stand der auf Wachstum ausgerichteten Geschäftsentwicklung überblicken und diese noch genauer planen und umsetzen.
Die neue ERP-Anwendung soll außerdem eine transparente Sicht auf die Abläufe in den einzelnen Einkaufsorganisationen schaffen. Dadurch lässt sich das Lieferantenmanagement effektiver gestalten und Lieferverträge können besser verhandelt sowie günstigere Einkaufspreise für Materialien und Waren erzielt werden. Zudem kann das Business von der internen IT-Organisation in Zukunft besser unterstützt und Projekte schneller abgeschlossen werden. Siddiqi: "Wir müssen Geschäftsprozesse, etwa in den Auslandsgesellschaften, dann nur für eine ERP-Anwendung statt wie bisher für acht unterschiedliche IT-Systeme implementieren." Die Unternehmensgruppe will durch die standardisierten und besser integrierten Prozesse aber auch für ihre Händler einen Mehrwert schaffen. Diese können dann Bestell- oder Serviceprozesse immer einheitlich abwickeln - ob mit Hymer, Dethleffs oder Bürstner.
Schnellere Auftragsbearbeitung und Ad-hoc-MRP-Läufe
Darüber hinaus will der Hersteller von Freizeitfahrzeugen die gesamte Prozesskette bei der Auftragsabwicklung transparenter gestalten und die Abläufe beschleunigen. "Bei Reisemobilen und Wohnwägen handelt es sich um komplexe Produkte, die meist kundenindividuell gefertigt werden. Je nach Kundenwunsch gibt es für jedes Modell eine Vielzahl von Varianten und damit Konfigurationsmöglichkeiten. "Das erfordert eine enge Verknüpfung der Prozesse in allen Bereichen von der Händleranfrage über den Auftragseingang im Vertrieb, die Produktionsplanung und -steuerung bis hin zur Auslieferung", erläutert Siddiqi.