Project Remote Year

Wie Berater Arbeiten und Reisen verbinden

24.01.2019
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Das "Project Remote Year" führte drei IT-Berater von NTT Data für vier Monate nach Malaysia, Vietnam, Thailand und Japan. Die Mitarbeiter können in dieser Zeit fremde Kulturen kennenlernen und ihre Kunden remote betreuen.

Für die Beziehung zwischen Kunden und Consultants sind persönlicher Kontakt und regelmäßige Anwesenheit der Berater essenziell. Vor diesem Hintergrund war die Teilnahme an dem internationalen Programm Project Remote Year von NTT Data ein Wagnis: Die Mitarbeiter bereisten ferne Länder und betreuten dabei unverändert ihre Kunden.

Experiment gelungen: Torben Korthals, CFO Ilka Friese und Anja Oberhofer von NTT Data freuen sich, dass die Kundenbetreuung aus Fernost so gut klappte. Sie können das Programm "Project Remote Year" nur empfehlen.
Experiment gelungen: Torben Korthals, CFO Ilka Friese und Anja Oberhofer von NTT Data freuen sich, dass die Kundenbetreuung aus Fernost so gut klappte. Sie können das Programm "Project Remote Year" nur empfehlen.
Foto: NTT Data

Auf der Suche nach modernen Arbeitszeitmodellen

NTT Data ließ sich als erste Firma in Deutschland auf dieses Wagnis ein. Ilka Friese, Finanzchefin und Mitglied der Geschäftsführung, erklärt die Beweggründe: "Als CFO stehe ich vor der Herausforderung, dass ich ­Innovation und Effizienz zusammenbringen muss. So gilt es, modernere Arbeitszeitmodelle zu finden, aber gleichzeitig darauf zu achten, dass die Zahlen weiter stimmen." Das Project Remote Year war in zweifacher Hinsicht ein Experiment, so Friese: "Haben die Mitarbeiter Interesse daran? Wie reagieren die Kunden darauf, wenn sie von ihrem Berater für vier Monate nur noch remote betreut werden?"

Anja Oberhofer und Torben Korthals arbeiteten je einen Monat von Malaysia, Vietnam, Thailand und Japan aus. Ein Kraftakt, der mit herkömmlicher Auslandserfahrung wenig gemein hat, sagt Korthals: "Für mich waren die vier Monate auch harte Arbeit, da man ja weiter in die Kundenprojekte eingebunden ist und sich jeden Monat auf eine fremde Sprache und Kultur einlassen muss. Gleichzeitig habe ich viel gelernt - etwa, wie gut ich remote arbeiten kann. Zudem habe ich mir ein riesiges internationales Netzwerk aufgebaut."

Chiang in Thailand eine von vier Stationen in Asien, aus denen die NTT-Data-Berater arbeiten und ihre deutschen Kunden remote weiter betreuen konnten. Ins­gesamt waren sie mit dem Programm vier Monate in Asien unterwegs.
Chiang in Thailand eine von vier Stationen in Asien, aus denen die NTT-Data-Berater arbeiten und ihre deutschen Kunden remote weiter betreuen konnten. Ins­gesamt waren sie mit dem Programm vier Monate in Asien unterwegs.
Foto: NTT Data

Auch Anja Oberhofer nimmt viel Positives mit: "Wichtig ist, dass man mit dem Kunden proaktiv, qualitativ und zielgerichtet kommuniziert, wenn man nicht vor Ort sein kann. Dasselbe gilt ja auch für die Arbeit im Home Office. Hier ist es auch besser, mehr zu kommunizieren, um Missverständnisse gar nicht erst aufkommen zu lassen."

CFO Friese freut sich über den Erfolg des Experiments. "Unsere Berater haben gezeigt, dass sie nicht nur vom Home Office aus remote arbeiten können, sondern auch aus anderen Ländern heraus." NTT Data will in diesem Jahr erneut Mitarbeitern die Teilnahme an dem Programm ermöglichen, Voraussetzung ist laut Friese: "Die Teilnehmer müssen offen für Neues, aber auch intrinsisch motiviert sein. Man sollte zumindest ein Jahr bereits bei NTT Data sein und seine Kunden gut kennen, bevor man sich für das Remote Year bewirbt."

Vier Monate mit steiler Lernkurve

Im internen Bewerbungsprozess müssen die Interessenten ihre Überzeugung und Kreativität unter Beweis stellen, wenn sie vor der Geschäftsführung ihre Beweggründe darstellen. Sind sie erfolgreich, haben Sie eine Verantwortung gegenüber den Kollegen. "Intern hatte unsere Teilnahme am Remote Year große Strahlkraft. Wir haben in Blogs über unsere Erfahrungen geschrie­ben und so auch unser Netzwerk bei NTT Data in Deutschland vergrößert", sagt Oberhofer.

Andere Länder, andere Arbeitsbedingungen: In Tokyo mussten sich die deutschen NTT-Berater auf etwas beengtere Arbeitsumgebungen einstellen.
Andere Länder, andere Arbeitsbedingungen: In Tokyo mussten sich die deutschen NTT-Berater auf etwas beengtere Arbeitsumgebungen einstellen.
Foto: NTT Data

Das "Project Remote Year" dauert kein Jahr, sondern nur vier Monate. Korthals kam das entgegen: "Vier Monate ist ein guter Zeitraum für diese Erfahrung, da die Lernkurve steil ist und keine Gefahr besteht, dass man in ein Motivationsloch fällt. Bei einem Jahr wäre das vielleicht anders. Ein Jahr nur remote zu arbeiten, ohne beim Kunden vor Ort zu sein, wäre für mich ein zu langer Zeitraum."