Global Mobile Broadband Forum 2021

Wie 5G die nächste Wachstumsphase erreicht

14.10.2021
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Trotz weltweit 176 kommerziellen Netzen und 10.000 B2B-Projekten, fehlen bei 5G häufig noch nachhaltige Geschäftsmodelle. Auf dem diesjährigen Global Mobile Broadband Forum (MBBF) skizzierte Ken Hu, Rotating Chairman von Huawei, drei Bereiche, um die nächste Phase des 5G-Wachstums voranzutreiben.
Ken Hu, Rotating Chairman von Huawei, sieht rund um 5G etliche Verbesserungsmöglichkeiten.
Ken Hu, Rotating Chairman von Huawei, sieht rund um 5G etliche Verbesserungsmöglichkeiten.
Foto: Huawei

"5G hat in nur fünf Jahren das Mobilfunkerlebnis für die Verbraucher erheblich verbessert", zieht Ken Hu eine vorläufige Bilanz zur kommerziellen 5G-Nutzung. Gleichzeitig habe sich die neue Mobilfunkgeneration mit Blick auf Nutzerzahlen, Netzabdeckung und 5G-Devices viel schneller entwickelt als erwartet. Derzeit gebe es 176 kommerzielle 5G-Netze auf der ganzen Welt, die mehr als 500 Millionen Abonnenten versorgen. Im Privatkundenbereich seien die durchschnittlichen 5G-Download-Geschwindigkeiten etwa zehnmal höher als bei 4G, was eine breitere Akzeptanz von Anwendungen wie VR und 360-Grad-Übertragungen begünstigt habe.

Was die Nutzung im Enterprise-Umfeld angeht, gebe es weltweit bereits 10.000 Projekte, in denen 5G im Business-Umfeld getestet werde (5GtoB), erklärte der amtierende Huawei-Chef. 5G-Anwendungen in Branchen wie der Fertigung, dem Bergbau und den Häfen hätten bereits die Testphase durchlaufen und würden nun in großem Maßstab umgesetzt.

"Wir müssen noch mehr nachhaltige Geschäftsmodelle entwickeln"

Trotz dieser anhaltenden Fortschritte sieht Hu jedoch einige Bereiche, die verbessert werden müssen. So erfolge die weltweite Verbreitung sehr langsam und die entsprechenden Geschäftsmodelle seien noch nicht ausgereift. "Derzeit befinden sich mehr als die Hälfte der 10.000 5GtoB-Projekte in China", so der Huawei-Manager, "wir haben bereits eine große Anzahl von Anwendungsfällen, aber wir müssen noch mehr nachhaltige Geschäftsmodelle entwickeln."

Hu sprach in seiner Eröffnungsrede auch über weitergehende Veränderungen, die sich langfristig auf die IKT-Branche auswirken werden, darunter die durch Corona beschleunigte digitale Transformation, die Tatsache, dass Cloud und KI für alle Unternehmen zu einem Muss geworden sind, und den Fakt, dass die Welt den Klimawandel immer ernster nimmt. "Diese Trends bieten viele Chancen für unsere Branche", sagte er. "Aber sie bringen auch einige Herausforderungen mit sich. Es gibt ein paar Dinge, die wir tun können, um uns vorzubereiten.

Als ersten wichtigen Schritt sieht der Huawei-Chef, dass die Branche Netzwerke, Geräte und Inhalte auf das explosive Wachstum von Extended Reality (XR) vorbereitet. Um ein reibungsloses Cloud-basiertes XR-Erlebnis zu unterstützen, müssten die Netzwerke Download-Geschwindigkeiten von mehr als 4,6 Gbit/s mit einer Latenz von höchstens 10 Millisekunden bieten, erklärte er. Geräteseitig sei es notwendig, die Hürden für die Akzeptanz von Headsets für AR, VR und MR zu senken. "Die Menschen wünschen sich Geräte, die kleiner, leichter und erschwinglicher sind." Um das Ökosystem mit Inhalten zu bereichern, forderte Hu die Branche auf, Cloud-Plattformen und Tools bereitzustellen, die die bekanntermaßen schwierige und teure Entwicklung von Inhalten vereinfachen.

Zweitens müssten die Carrier ihre Netze verbessern und neue Fähigkeiten entwickeln, um für Business-Anwendungen - 5GtoB - gerüstet zu sein. Ein leistungsfähiges Netz sei der Schlüssel zu 5G-Anwendungen für die industrielle Nutzung, daher müssten die Betreiber ihre Netzkapazitäten sowie Uplink, Positionierung und Sensorik kontinuierlich verbessern. Da industrielle Szenarien viel komplexer seien als Verbraucherszenarien, könnten Operation & Management (O&M) eine echte Herausforderung darstellen, räumte Hu ein. Um hier zu helfen, entwickle Huawei autonome Netzplattformen, die alle Aspekte von 5G-Netzwerken mit künstlicher Intelligenz unterstützten - von der Planung und dem Aufbau bis hin zur Wartung und Optimierung.

Die digitale Transformation erfordere zudem andere Rollen, so Hu weiter. Neben der Bereitstellung von Konnektivität könnten Betreiber auch als Anbieter von Cloud-Diensten, Systemintegratoren usw. fungieren und die erforderlichen Fähigkeiten entwickeln.

Standards sorgen für höhere Akzeptanz

Außerdem vermisst der Huawei-Chef branchenspezifische TK-Standards, die dabei helfen, eine breitere Einführung von 5G in der Industrie voranzutreiben. In China hätten die Carrier gemeinsam mit ihren Partnern aus der Industrie damit begonnen, Standards für die Anwendung von 5G in Branchen wie dem Kohlebergbau, der Stahlindustrie und der Elektrizitätswirtschaft zu entwickeln, berichtete Hu. Dies habe dazu beigetragen, die Akzeptanz in diesen Sektoren zu erhöhen. "Abgesehen von der Technologie", so Hu, "sind dies einige der Funktionen, die keinen unmittelbaren Gewinn bringen, aber für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit auf dem 5GtoB-Markt entscheidend sein werden."

Drittens forderte der amtierende Huawei-Chef, dass sich die Branche auf eine umweltfreundliche Entwicklung einstellt. Nach Angaben des Weltwirtschaftsforums könne die digitale Technologie bis 2030 dazu beitragen, den weltweiten CO2-Footprint um mindestens 15 Prozent zu senken. "Einerseits", so Hu, "haben wir die große Chance, allen Branchen dabei zu helfen, mit digitaler Technologie Emissionen zu reduzieren und die Energieeffizienz zu verbessern. Andererseits müssen wir erkennen, dass unsere Branche einen wachsenden CO2-Footprint hat, und wir müssen Schritte unternehmen, um diesen zu verbessern." Sein Unternehmen setze mittlerweile neue Materialien und Algorithmen ein, um den Stromverbrauch seiner Produkte zu senken, erklärte Hu. Gleichzeitig arbeite Huawei an der Umgestaltung der Standorte und verbessere das Energiemanagement in seinen Rechenzentren, um die Effizienz zu steigern.

"Wir haben in den letzten zwei Jahren so viele Veränderungen erlebt - durch die Pandemie, die Technologie, das Geschäft und die Wirtschaft", so Hu abschließend. "Während sich die Welt langsam erholt, müssen wir die vor uns liegenden Chancen erkennen und uns darauf vorbereiten. Wir müssen unsere Technologie vorbereiten, unsere Unternehmen vorbereiten und unsere Fähigkeiten vorbereiten.