Von Mumien und Brandstiftern

Warum Arbeitgeber ihre Mitarbeiter begeistern sollten

06.11.2019
Von 
Journalistin in Landau
Nur wer seine Mitarbeiter begeistern kann, wird ein erfolgreiches Unternehmen führen können. Davon ist der Radiomoderator, Buchautor und Coach Paul Johannes Baumgartner überzeugt, wie er das in seinem lebendigen Vortrag auf dem Business Breakfast der Careers Lounge und der COMPUTERWOCHE erläuterte.

"Das Herbst-Business-Breakfast findet nun zum vierten Mal statt, und die Entwicklung geht steil nach oben", begrüßte Gastgeber Jonas Triebel, Managing Director Germany bei IDG, die mit über 180 Teilnehmern ausgebuchte Veranstaltung. Ganz im Gegensatz dazu stehe die Entwicklung im Markt der Fachkräfte, die sich im Abwärtstrend befindet und bei der ein Mangel an allen Fronten zu bemerken ist.

Über 180 Teilnehmer besuchten das Herbst-Business-Breakfast von IDG und der Careers Lounge, in dem es um das Thema Mitarbeiterbindung ging.
Über 180 Teilnehmer besuchten das Herbst-Business-Breakfast von IDG und der Careers Lounge, in dem es um das Thema Mitarbeiterbindung ging.
Foto: Careers Lounge

In seiner Begrüßung freute sich auch Jürgen Bockholdt, CEO der Careers Lounge, über die vielen Teilnehmer des Events und bestätigte aus seiner Erfahrung: "Der Fachkräftemangel ist extrem." Als Personalberater kennt er die Situation aus erster Hand. "Doch ist es nicht nur wichtig, dass man neue Mitarbeiter findet, sondern auch, dass Unternehmen die bestehenden Mitarbeiter bindet", so seine Empfehlung. Eine wichtige Komponente sei der Wissenstransfer, weshalb die Careers Lounge ein neues Online-Wissensforum ins Leben gerufen hat - "ein deutschsprachiges, werbefreies Forum für den Wissenstransfer pur, das mit keinen Kosten für die Teilnahme verbunden ist", wie Bockholdt betont.

Mit welchen Tools, Skills und Strategien schaffen Arbeitgeber Mitarbeiter zu binden? Diese wichtige Frage stellte der erfolgreiche Radiomoderator Paul Johannes Baumgartner an den Anfang seines Vortrages, der unter dem Motto lief, wie man aus Mitarbeitern Fans des eigenen Unternehmens macht. "Säfte und Yoga allein werden nicht reichen, um die heiß begehrten Fach- und Führungskräfte der heutigen Generation zu binden", so seine ernüchternde Einschätzung. Mit der Warnung "Mumien leisten keinen positiven Beitrag" stimmte er die Zuhörer ins Thema ein. Wie Mumien sich im Unternehmenskontext auswirken, zeigte er dann später auf.

Paul Johannes Baumgartner: „Ohne Begeisterung wäre nie etwas Großes entstanden.“
Paul Johannes Baumgartner: „Ohne Begeisterung wäre nie etwas Großes entstanden.“
Foto: Careers Lounge

"Ohne Begeisterung wäre nie etwas Großes entstanden", so eine seiner Thesen. Doch wie entfacht man dieses Feuer in den Menschen? Häufig sei Begeisterung mit Wahnsinn gepaart, damit Höchstleistungen entstehen, wie bei Jeff Bezos, Elon Musk oder den Gebrüdern Wright. Allerdings sei es auch in herkömmlichen Unternehmen möglich, den Spirit anzufachen, und jeder Einzelne sollte seinen Beitrag dazu leisten. Denn überall gebe es den Kreislauf der Begeisterung, bei dem Unternehmer, Führungskräfte, Mitarbeiter und Kunden jeweils ihre Begeisterung beisteuern und sich gegenseitig motivieren. Jeder könne seinen Beitrag leisten zu einem übergeordneten Ziel.

Vier Mitarbeitertypen

Baumgartner stellte vier Mitarbeitertypen vor, die es in Unternehmen gibt: Typ eins ist die "Mumie". Diese Spezies hat mit der Firma abgeschlossen und irgendwann mal aufgehört, sich ins Unternehmen einzubringen. Sie ist müde und frustriert, und wenig an den Zielen des Unternehmens interessiert. Wie lautet die Empfehlung für den Umgang mit diesem Typ? "Auswickeln und sehen, ob noch Leben drin ist."

Beim zweiten Begeisterungstyp, dem "Brandstifter" richtet sich die vorhandene Energie negativ gegen das eigene Unternehmen. "Dieser frustrierte, aggressive Typ ist zersetzend und fatal, gehört daher in die Kategorie unbedingt löschen!" erklärte Paul Johannes Baumgartner.

Der dritte Begeisterungstyp das "Blümchen" findet alles gut, ist happy mit dem Status Quo, ein bisschen schwerfällig vielleicht - aber immer freundlich. Beim Thema Begeisterung geben diese Menschen eher ein schwaches Signal, insgesamt jedoch versprühen Blümchen eine "angenehme Energie".

Der vierte Begeisterungstyp ist die "Rakete". Sie steckt alle mit ihrer positiven Energie an. Sie ist stark engagiert, zeigt hohe Aktivität, ein hohes Commitment mit dem Unternehmen. Sie ist leidenschaftlich, mitreißend, energetisch, frisch und voller Power. Raketen wissen: Am effektivsten ist eine gelebte Überzeugung.

"Mumie, Brandstifter, Blümchen oder Rakete. Welche Typen gibt es in Ihrem Unternehmen? Welcher Typ sind Sie?" fragte Baumgartner und empfahl Arbeitgebern, danach zu streben, eine Mitarbeiterschaft bestehend aus Blümchen und Raketen aufzubauen. "Dort lauert eindeutig der größere Spaß - auch für einen selbst", so der Redner.

In seinem Vortrag gab der Begeisterungsexperte den Zuhörern ferner den Rat, sich nicht die Frage zu stellen: "Wo stehen wir?", sondern sich vielmehr zu überlegen: "Wo wollen wir hin?". Denn wenn man sich häufiger diese Frage stellt, steigt die Wahrscheinlichkeit für Begeisterung! Der Grund ist einfach: Die Frage konzentriert sich auf neue Lösungen, statt auf den Ist-Zustand. "Fragen Sie daher auch Ihre Mitarbeiter: Wo willst du hin?", so sein Tipp.

Nachdenklich stimmte er das Publikum mit einer Prozentzahl, die er aus einer Umfrage zitierte: "Würdest du deinem Freund diese Firma empfehlen?" Nur 40 Prozent sagten "Ja", so die Studienlage. Das ließe auf die eher durchwachsene Motivation in Unternehmen schließen.

Abschließend lud Paul Johannes Baumgartner alle Zuhörer ein, sich selbst jeden Tag positiv zu motivieren, um begeisternd auf sich selbst und das Umfeld zu wirken und gab dabei noch seine persönliche Strategie preis, bei der er unter anderem "emotionalen Goldstaub" verwendet. Mit diesem magischen Mittel aufgerüstet, waren die Gäste und begeistert, als sie nach einem riesigen Applaus den Saal verließen. Eindrücke von der Veranstaltung sehen sie hier.