Digitale Kinderbetreuung

Virtuelle Beats und digitale Pfadfinder

18.06.2020
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Homeoffice wird zum festen Bestandteil einer Employer Brand, braucht allerdings ein ganzheitliches Konzept. Das Berliner Startup voiio macht mit einem Angebot für Arbeitgeber, die ihren Mitarbeitern digitale Kinderbetreuung ermöglichen möchten, den Anfang.

Das Homeoffice erlebt in diesen Tagen einen ungeahnten Aufschwung: Schon immer als Employer-Branding-Hygieneargument von Arbeitgebern ins Feld geführt, wird es zukünftig zum festen Bestandteil von Arbeitgeberleistungen, die eine Employer Brand nachhaltig attraktiv macht. Doch Homeoffice alleine als Angebot ist noch längst kein Konzept - vielmehr gilt es Rahmenbedingungen zu schaffen, die die Arbeit von zuhause aus so ermöglichen, dass Arbeitnehmer sie auch als echtes Attraktivitätsmerkmal eines Arbeitgebers würdigen.

Kinderbetreuung und Homeoffice zu vereinbaren ist kein leichtes Unterfangen: Digitale Betreuungsangebote können hier Abhilfe schaffen.
Kinderbetreuung und Homeoffice zu vereinbaren ist kein leichtes Unterfangen: Digitale Betreuungsangebote können hier Abhilfe schaffen.
Foto: Khakimullin Aleksandr - shutterstock.com

"Es wird in Zukunft nicht mehr darum gehen, ob ein Unternehmen Homeoffice anbietet, sondern vielmehr darum, welches Homeoffice-Konzept dahintersteht. Welche digitalen Arbeitsgeräte werden zur Verfügung gestellt? Beteiligt sich ein Arbeitgeber an den Kosten eines Arbeitsplatzes? Und vor allem: Wie kann der Spagat zwischen Homeoffice und Kinderbetreuung gelingen? All das sind Fragen, denen sich Personalabteilungen stellen werden müssen", so der HR-Experte Manfred Böcker von der Unternehmensberatung Employer Telling dazu.

Digitale Kinderbetreuung als Mitarbeiter-Benefit

Erkannt hat das nun auch das Berliner Startup voiio, das seit April digitale Kinderbetreuung für Menschen im Homeoffice anbietet. Diese beginnt bei der virtuellen Vorleseeinheit geht über Online-DJ-Kurse und endet bei Programmiereinheiten, in denen 9 bis 14-Jährige ihr eigenes Computerspiel erstellen können. Das Besondere an dem Angebot: Arbeitgeber buchen es bei voiio und geben es als Benefit an ihre Mitarbeiter weiter. Und das findet guten Anklang: Im April mit sechs Kursen gestartet bieten die Berliner mittlerweile 30 Kurse an. Mehr als 2.500 Kinder haben die digitalen Workshops genutzt - Tendenz steigend.

Die Gründer des Startups voiio Holger Klinger, Kerstin Michels und Björn Wind (von links) aus Berlin haben ein anspruchsvolles Kinderprogramm zusammengestellt, das sie Arbeitgebern anbieten, die dies wiederum an ihre Mitarbeiter weitergeben können.
Die Gründer des Startups voiio Holger Klinger, Kerstin Michels und Björn Wind (von links) aus Berlin haben ein anspruchsvolles Kinderprogramm zusammengestellt, das sie Arbeitgebern anbieten, die dies wiederum an ihre Mitarbeiter weitergeben können.

"Wer wirklich glaubt, dass Homeoffice eine entspannte Angelegenheit für Eltern ist, hat noch nie erlebt wie ein Geschwisterstreit oder ein verschwundenes Kuscheltier eine Videokonferenz crashen können", so voiio-Geschäftsführer Björn Wind. Sein Unternehmen biete Eltern und deren Arbeitgebern die Möglichkeit sich vom "schwierigen Spagat zwischen Arbeit und halbherziger Kinderbetreuung zu verabschieden". Deshalb hat voiio etwa virtuelle Events für Kids entwickelt, die Spaß machen, einem "spielerischen Bildungsanspruch gerecht werden und trotzdem auf digitale Interaktion mit Gleichaltrigen setzen".

voiio - mehr als Kinderbespaßung

Die Bandbreite des Angebots ist groß: Neben aktiven Möglichkeiten wie Online-Theater AGs, kreativem Kindertanz oder Fitnesskursen gehören auch Titel wie "Programmieren für Kids", "Digitale Pfadfinder" oder "Online Beats" zum boomenden Programm. Das Angebot richtet sich zunächst an Arbeitgeber, die ihre Mitarbeiter gezielt dabei unterstützen möchten, ihren Job im Homeoffice und Kinderbetreuung besser unter einen Hut zu bekommen. Erfolgreich genutzt wird das Angebot voiios zum Beispiel an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin (HTW). "Meine Kolleginnen, Kollegen und ich schätzen es sehr, auch im Homeoffice über einen längeren Zeitraum konzentriert an einem Thema arbeiten zu können", so Prof. Dr. Stephan Schäfer, Leiter des Bachelor-Studiengangs für Elektrotechnik und Experte für Industrie 4.0 an der HTW.

Besonders positiv fällt das Feedback des Wissenschaftlers aus, wenn es um die sinnvolle Beschäftigung der Kinder geht. "Als Vater zweier Kinder ist es für mich besonders wichtig, dass meine Kinder nicht nur irgendwie unterhalten werden. Dabei kommt es mir darauf an, dass durch den Kontakt zu professionellen Coaches ihre Kreativität angeregt wird, und sie spielerisch neue Fähigkeiten erlernen, weil sie an altersgerechten Projekten arbeiten. Mein Sohn war stolz, nach seinem ersten Kurs den eigenen Erfolg in Händen halten.", so Schäfer weiter.

"Aktuell flattern täglich neue Anfragen herein. Manche Arbeitgeber buchen täglich einen unserer Workshops, so dass wir unsere Kursanzahl innerhalb von nur vier Wochen um den Faktor fünf erhöhen musste", freut sich Wind. Mittlerweile könnten Arbeitgeber ihren Mitarbeitern 30 verschiedenen Betreuungsmöglichkeiten anbieten.