Neuer Standard für E-Car-Generation

Siemens hilft VW bei digitalisierter E-Auto-Produktion

06.03.2020
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
VW setzt bei seinen jüngsten Elektroautos wie dem iD.3 auf Automatisierungstechnik von Siemens. Gemeinsam digitalisieren die beiden Partner die Fertigung im Werk Zwickau.
VW stellt sein Werk in Zwickau auf die Produktion von Elektroautos um.
VW stellt sein Werk in Zwickau auf die Produktion von Elektroautos um.
Foto: Volkswagen AG

VW setzt in seinem Werk in Zwickau bei der Umstellung seiner Produktion auf Elektroautos auf das Know-how von Siemens in Sachen Digitalisierung und Automatisierung. Der Münchner Konzern hat für beide Fertigungslinien Produkte und Systeme geliefert.

Sechs Modelle auf MEB-Basis (im Bild ein ID.4) sollen künftig in Zwickau gebaut werden.
Sechs Modelle auf MEB-Basis (im Bild ein ID.4) sollen künftig in Zwickau gebaut werden.
Foto: Volkswagen AG

Gemeinsam entwickelten VW und Siemens einen Automatisierungsstandard, der eine flexible Massenproduktion von unterschiedlichen Modellen ermöglicht. "Insgesamt wollten wir den Automatisierungsgrad in der Produktion anheben und gleichzeitig die Komplexität verringern", erklärt Thomas Zembok, Leiter Fertigungsautomation & Digitale Produktion bei VW.

Digitale Produktion für E-Autos

Dank Digitalisierung soll der Automatisierungsgrad im Karosseriebau auf 89 Prozent steigen.
Dank Digitalisierung soll der Automatisierungsgrad im Karosseriebau auf 89 Prozent steigen.
Foto: Siemens

Als Marke möchte VW im Jahr 2025 bis zu 1,5 Millionen Elektroautos pro Jahr fertigen. Deshalb baut der Konzern sein Werk in Zwickau bis Ende 2020 vollständig auf Elektromobilität um und digitalisiert es weitgehend - dies soll die angestrebte Massenproduktion ermöglichen. Die E-Autos basieren auf der sogenannten MEB-Plattform (Modularer E-Antriebs-Baukasten), die aus der Batterie und den zwei Achsen besteht - je nach Ausführung sind eine oder beide Achsen elektrisch angetrieben.

Die Fertigungsanlagen für die Modelle auf der MEB-Plattform werden auf Basis der sechsten Generation des VASS (Volkswagen Audi Seat Skoda)-Standards umgesetzt. Der VASS-Standard besteht aus Automatisierungslösungen zu Hardware, Software und Visualisierung sowie aus Applikations-, Trainings- und Weiterqualifizierungsinhalten. "Mit dem VASS-Standard bieten wir ein Baukastensystem für eine stabile Produktion und ermöglichen die Massenproduktion von unterschiedlichen Modellen in der gleichen Linie. Gleichzeitig schaffen wir eine einheitliche Grundlage für eine weitere Digitalisierung der Fertigung", geht Zembok ins Detail.

Sechs E-Modelle aus Zwickau

Zur Digitalisierung setzt VW Siemens-Technik wie das TIA-Portal ein.
Zur Digitalisierung setzt VW Siemens-Technik wie das TIA-Portal ein.
Foto: Siemens

Die erste von zwei Linien im Karosseriebau und in der Endmontage ist in Zwickau bereits umgerüstet, und die Serienproduktion gestartet. Die zweite Linie wird derzeit umgestellt und soll im Herbst 2020 in Betrieb gehen. Für beide Linien setzt VW Siemens-Technik ein - etwa das TIA-Portal, Simatic-Steuerungen, HMI (Human Machine Interface-)-Panels und Industrie-PCs. In der Endmontage erhöht sich der Automatisierungsgrad laut VW von 17 auf 28 Prozent. Im Karosseriebau wird eine Steigerung von 85 auf 89 Prozent erreicht.

Die nahtlose Integration in die weiteren Schritte der Wertschöpfungskette gelingt dabei beispielsweise durch den Einsatz von AGVs (Automated Guided Vehicle) in der Logistik. Ab 2021 sollen, so die derzeitigen Pläne, sechs Modelle auf MEB-Basis für drei Konzernmarken in Zwickau gebaut werden. Das erste Modell dieser neuen Elektroauto-Generation, das seit November 2019 vom Band läuft, ist der ID.3.