ITSM-Marktführer greift an

ServiceNow will mehr vom deutschen Markt

26.09.2019
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
ServiceNow, US-Spezialist für IT und Enterprise Service Management (ITSM/ESM), drückt in Deutschland auf die Tube. Eine engere Zusammenarbeit mit SAP ist eines von vielen Themen auf der Anwenderkonferenz „Now at Work“, die am 30. Oktober in Frankfurt stattfinden soll.

Detlef Krause, Area Vice President Germany, freut sich: Vermutlich kann er den neuen SAP-CIO Florian Roth auf der großen Bühne in Frankfurt begrüßen, wenn ServiceNow zu seiner Kundenkonferenz Now at Work einlädt. SAP gehört wie einige andere DAX-Unternehmen zu den großen Kunden des Software-Unternehmens, außerdem hat ServiceNow gerade erst ein Abkommen mit den Walldorfern im Zusammenhang mit der Human-Capital-Management-Lösung SuccessFactors abgeschlossen.

Detlef Krause leitet in Deutschland die Geschäfte von ServiceNow. Der internationale Vertriebsfokus liege jetzt auf Japan und Deutschland, sagt der Manager.
Detlef Krause leitet in Deutschland die Geschäfte von ServiceNow. Der internationale Vertriebsfokus liege jetzt auf Japan und Deutschland, sagt der Manager.

Der US-Spezialist für digitale Workflows wird seine HR-Service-Delivery-Lösung demnach ab sofort im digitalen Marktplatz AppCenter von SAP anbieten. Zuvor hatte ServiceNow bereits in seinem "Now Platform New York Release" den SAP-SuccessFactors-Kunden zahlreiche Neuerungen in Aussicht gestellt. Sie können nun beispielsweise mit dem "ServiceNow Virtual Agent" und der "Now Mobile App" von überall auf ihre To Dos zugreifen, außerdem können sie ein breiteres Spektrum an abteilungsübergreifenden Services nutzen.

ServiceNow-Vertrieb nimmt Mittelstand ins Visier

Laut Krause geht es ServiceNow in Frankfurt aber nicht nur um die DAX-Riesen, sondern auch um die mittelständische deutsche Wirtschaft, die sich im Zuge der Digitalisierung stark wandele. "30 Prozent unserer Vertriebsmannschaft bearbeitet heute schon den gehobenen Mittelstand. Das sind Betriebe mit bis zu 20.000 Mitarbeitern, zum Beispiel Miele oder Festo. Bei solchen Firmen sehen wir große Chancen." Zuletzt sei ServiceNow-intern aufgefallen, dass in Deutschland und Japan ein besonders großes Interesse an den Produkten des Softwarehauses bestehe. Diese Chance wolle man nutzen.

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Dem deutschen Statthalter ist aber klar, dass er sensibel vorgehen muss. "Deutschland hat eine eigene Identität. Es gibt manche Dinge, die wir genauer vorbereiten und umsetzen müssen als in anderen Regionen. Gerade auch, weil wir im Cloud-Business unterwegs sind. Dem werden wir Rechnung tragen."

Breites Angebot als Differentiator

Doch ITSM-Hersteller gibt es in Deutschland viele, der Markt scheint zu einem Gutteil gesättigt. Wie will ServiceNow hier Anteile gewinnen? Laut Krause könne die produktseitig breite Aufstellung ein Vorteil werden: Das Angebotsspektrum mit Workflow-Software reicht vom IT-Bereich über den Personalsektor bis hin zum Customer Service Management. "ITSM lässt sich nicht mehr von weiteren Serviceprozessen separieren. Und wenn mehrere Komponenten zum Tragen kommen, differenzieren wir uns stark von unseren Wettbewerbern."

Das zweite Argument sei Usability: "Wir wollen das Service-Management so einfach machen, wie es die Kunden aus dem Consumer-Bereich von Uber, Airbnb oder dem Amazon-Shop gewohnt sind." Und last, but not least hofft ServiceNow mit seiner Technologie zu punkten: Der hohe Grad an Automatisierung werde von den Kunden geschätzt, Gartner sehe die technologische Plattform des Unternehmens vorne. Auch das "One-Data-Modell" sei ein Pluspunkt, weil es in der Diskussion über Themen wie Data Privacy, Security, Integration und Implementierung Vieles vereinfache.

Das alles hilft in Deutschland aber nicht viel weiter, wenn man kein Partnernetz hat. Hier befinde sich ServiceNow derzeit im "Auf- und Ausbau", wie Krause sagt. Mit großen IT-Dienstleistern wie Accenture, EY oder Deloitte arbeite man seit Jahren international und auch in Deutschland gut zusammen. Parallel dazu werde ein Netzwerk aus Industriepartnern aufgebaut. "ServiceNow ist vertikal aufgestellt, wir verkaufen in die Industrien hinein. Unsere Vertriebsteams sind entsprechend ausgerichtet."

Ein Signal: Hausmesse in deutscher Sprache

Auf der Frankfurter Hausmesse, die erstmals in deutscher Sprache stattfindet, soll es zahlreiche Breakout-Sessions geben, die den technischen Interessen der Besucher ebenso gerecht werden wie branchenspezifischen Details. Generell sollen aber Kundenerfahrungen beziehungsweise Anwendungsfälle im Vordergrund stehen, außerdem möchte Krause auch gesellschaftspolitische Themen aufgreifen.

Mit Tijen Oranan konnte die Gründerin von "Global Digital Women" für einen Teil der Moderation verpflichtet werden. Themen wie Diversität und Inklusion sollen einen entsprechend starken Raum einnehmen. Außerdem wird der Sachbuchautor und Mental- und Persönlichkeitstrainer Steffen Kirchner praxiserprobte Strategien vermitteln, die Menschen und Unternehmen "nachweisbar erfolgreicher" machen (hier mehr zum Programm).