Alles As-a-Service

Project APEX – Dell sortiert sein Portfolio neu

26.10.2020
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Dell will sein gesamtes IT-Angebot von Servern und Storage über Management-Software bis hin zu Security-Lösungen im As-a-Service-Modell anbieten. Der Umbau wird unter dem Label "Project APEX" laufen.

"Es gibt herzzerreißende Geschichten von verlorenen Menschenleben, geschlossenen Unternehmen und wachsender Arbeitslosigkeit", sagte Michael Dell, Gründer und CEO von Dell Technologies, zum Auftakt der virtuellen Kundenkonferenz World Digital Experience 2020. Doch die COVID-19-Krise erzähle noch eine andere Geschichte, so der 55-jährige Manager, der Ende der 80er Jahre mit seinem Direktvertrieb das PC-Geschäft revolutioniert hatte. Die Pandemie zeige auch, wie widerstandsfähig die globale Wirtschaft sein könne. Dell sprach weitere positive Aspekte an, etwa die in Folge des Shutdowns rückläufige Luftverschmutzung. "Ich habe noch nie so viele Schmetterlinge gesehen, wie in den zurückliegenden Monaten", sagte Dell mit einem Lächeln.

Michael Dell, CEO und Gründer von Dell Technologies, setzt alles auf die As-A-Service Karte.
Michael Dell, CEO und Gründer von Dell Technologies, setzt alles auf die As-A-Service Karte.
Foto: Dell

IT sei der Schlüssel für die Bewältigung der Krise. Noch nie sei sie so wichtig gewesen wie heute, ist der Dell-Chef überzeugt. Mit seinem Portfolio aus Infrastrukturkomponenten wie Server, PCs und Storage sowie Software für das Management, die Virtualisierung und Sicherheit will sich der texanische IT-Konzern als Steuerzentrale in den zunehmend hybrid angelegten IT-Landschaften seiner Kunden etablieren - wie andere alteingesessene Anbieter auch, beispielswiese Hewlett Packard Enterprise (HPE), Fujitsu oder IBM.

Alles As-a-Service oder was?

Dafür baut Dell sein Angebot grundlegend um. Künftig sollen sämtliche Produkte als IT-as-a-Service-Lösungen angeboten werden. Alle Aktivitäten, die in diese Richtung zielen, bündelt Dell unter dem "Project APEX". Für Kunden und Partner soll sich damit der Zugang zu Dells On-Demand-Angeboten deutlich vereinfachen, hieß es in einer Erklärung des Konzerns. Das reiche von Storage-, Server- und Networking-Lösungen über hyperkonvergente Infrastrukturen bis hin zu PCs. Mit APEX schaffe man eine konsistente "As-a-Service-Experience" für Unternehmen, unabhängig davon, ob sie ihre Anwendungen On-Premises, an Edge-Standorten oder in öffentlichen Clouds betrieben.

Die Basis dafür bildet die neue "Dell Technologies Cloud Console". Über die Plattform erhielten Anwender eine einheitliche Umgebung zur Verwaltung ihrer Cloud- und As-a-Service-Produkte. Sie könnten in einem Marktplatz nach zusätzlichen Services und -Angeboten suchen und die gewünschten Cloud- oder As-a-Service-Lösungen direkt bestellen. In der Konsole ließen sich mit wenigen Klicks Workloads anstoßen, Multi-Cloud-Ressourcen verwalten, die Kosten in Echtzeit überwachen sowie benötigte Ressourcen hinzufügen.

Dell kündigte darüber hinaus an, das As-a-Service-Portfolio über die nächsten Jahre ständig ausbauen zu wollen. Für das erste Halbjahr 2021 hat der Anbieter Storage-as-a-Service (STaaS) angekündigt. Kunden erhalten ein "On-Premises-as-a-Service"-Portfolio aus skalierbaren Storage-Ressourcen, die Services für Block- und File-Daten unterstützen und eine Reihe von Enterprise-Features bereitstellen. Diese STaaS-Ressourcen ließen sich ebenfalls über die Cloud Console verwalten.

Managed Service für mehr Cloud-Kontrolle

Außerdem kündigte Dell "Cloud PowerProtect" für Multi-Cloud-Umgebungen an. Mit Hilfe dieses Managed Service sollen Anwender ihre Daten und Anwendungen aus verschiedenen Public Clouds an einem zentralen Ort sichern können. Dell verspricht seinen Kunden dafür eine latenzarme Verbindung zu den wichtigsten Public Clouds. Zudem ließen sich durch eine Daten-Deduplizierung der PowerProtect-Appliances Kosten sparen. Eine Sonderbehandlung gibt es an dieser Stelle für Microsofts Cloud-Kunden. Wenn diese Daten aus Azure für die Sicherung abrufen, sei dieser Abruf kostenfrei, kündigte Dell an.

Dell wirbt vor allem mit günstigeren Kosten für sein neues Angebot. Unternehmen könnten schon mit monatlich rund 40 Euro pro Instanz eine Hybrid Cloud starten. Cloud-Ressourcen ließen sich dabei mit bereits vordefinierten Konfigurationen über die Cloud Console beziehen und skalieren. "Wir wollen alle unsere Produkte und Lösungen als As-a-Service liefern", sagte der Dell-Chef. während seiner Keynote auf der virtuellen Dell Technologies World am Mittwoch. Kunden könnten die Lösungen auf jede erdenkliche Art und Weise nutzen: Pay as you use, Pay as you go oder im Abonnement. "Wir sind mit voller Kraft dabei, die neue Infrastruktur für das Datenzeitalter aufzubauen."

Auch die Konkurrenz setzt auf das As-A-Service-Modell

Das wollen jedoch auch andere Anbieter. Mitte 2019 hatte HPE angekündigt sich komplett in eine Service-Company verwandeln zu wollen. Antonio Neri, President und CEO von HPE, sagte, dass HPE bis 2022 sein gesamtes Portfolio im Pay-per-Use-Modell beziehungsweise via Subscription anbieten werde. Das kommende Serviceportfolio soll unter dem GreenLake-Label gebündelt werden. "Wir werden HPE umgestalten und den Markt verändern", gab sich Neri selbstbewusst. HPE war Ende 2017 mit GreenLake gestartet und hatte eine Reihe von vorpaketierten Lösungen mit einem verbrauchsabhängigen Lizenzmodell vermarktet, beispielsweise eine Big-Data-Lösung inklusive vorintegriertem Hadoop-Data-Lake.

Mit dem Serviceangebot von GreenLake erhielten Anwenderunternehmen mehr Flexibilität und Agilität beim Aufbau und Betrieb ihrer IT-Infra­strukturen, versprachen die HPE-Verantwortlichen. Ein Cloud-ähnliches Subscription-Modell erleichtere das Management der Workloads. Monitoring- und Verwaltungs-Features sorgten dafür, dass Anwender die notwendige Transparenz über den Ressourcenverbrauch ihres ­IT-Betriebs erhielten.

Mit Project APEX sollen Anwender maximale Flexibilität für den Betrieb ihrer Infrstrukturen erhalten, verspricht Jeff Clarke, COO und Vice Chairman von Dell Technologies.
Mit Project APEX sollen Anwender maximale Flexibilität für den Betrieb ihrer Infrstrukturen erhalten, verspricht Jeff Clarke, COO und Vice Chairman von Dell Technologies.
Foto: Dell

Das alles gleicht sehr den jüngsten Ankündigungen seitens Dell. "Mit Project APEX bieten wir Unternehmen maximale Flexibilität und ein optimales Nutzererlebnis von PCs bin hin zur gesamten IT-Infrastruktur", sagt Jeff Clarke, Chief Operating Officer und Vice Chairman bei Dell Technologies. "Es gibt Unternehmen die Freiheit, ihre Ressourcen so zu skalieren, wie es am besten zu ihnen passt. So können sie schnell auf Veränderungen reagieren und sich voll auf ihre Geschäftsanforderungen statt auf ihre IT konzentrieren."

Sechs Kernbereiche für digitale Transformation

Clarke definierte sechs Kernbereiche, die aus seiner Sicht zentrale Bestandteile der digitalen Transformation in Anwenderunternehmen bildeten. Der Dell-Manager betonte, dass diese Bereiche zusammenarbeiten und daher eng miteinander verzahnt werden müssten. Rund um diese Themen will der IT-Anbieter seine künftige Entwicklungs- und Portfolio-Strategie aufbauen:

  1. Hybrid Cloud,

  2. Edge Computing,

  3. 5G,

  4. Artificial Intelligence / Machine Learning,

  5. Data Management und

  6. Security.

Die digitale Transformation werde sich nur durch die Kombination dieser Themen beschleunigen, bekräftigte Michael Dell. Der CEO sprach davon, dass der Wandel von allen verlange, "jeden Aspekt dessen, was wir tun, neu zu überdenken". Die ganze Welt sei gerade mit großer Geschwindigkeit in die digitale Zukunft vorgestoßen. Dieses Rad werde sich nicht wieder zurückdrehen. Dell rief die Unternehmen auf, ihre Transformation weiter zu beschleunigen.

Michael Dell: Es braucht auch eine Human Transformation

Kurz vor der US-Präsidentschaftswahl fand Michael Dell auch Worte zu den gesellschaftlichen Verpflichtungen, die mit der Digitalisierung einhergingen. "Wenn wir über digitale Transformation sprechen, hoffe ich, dass wir auch eine menschliche Transformation mit mehr Freundlichkeit, Großzügigkeit und Einfühlungsvermögen erleben." Die zurückliegenden Monate hätten auch harte Wahrheiten ans Tageslicht gebracht. So habe die Krise die Bruchlinien unserer Gesellschaft aufgedeckt: beim Zugang zur Gesundheitsversorgung, zur Bildung, zu Chancen und zur Justiz. Es werde viel mehr Menschlichkeit brauchen, um diese Gräben zu überwinden und das Versprechen einer besseren Zukunft einzulösen.