Employee Experience

Oracle ME soll Beschäftigte zu Fans machen

14.04.2022
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Unternehmen müssen sich besser um ihre Mitarbeiter kümmern, sonst sind diese schnell weg. Employee-Experience-Plattformen wie Oracle ME sollen das Personal begeistern.
Die eigenen Angestellten für das Unternehmen begeistern - darin liegt das Geheimnis, die begehrten Fachkräfte zu binden und Abwanderung zu verhindern.
Die eigenen Angestellten für das Unternehmen begeistern - darin liegt das Geheimnis, die begehrten Fachkräfte zu binden und Abwanderung zu verhindern.
Foto: Jacob Lund - shutterstock.com

Oracle hat eine neue Plattform für das Management der Mitarbeiterfahrung - neudeutsch_ Employee Experience - angekündigt. Mit Hilfe von Oracle ME könnten Unternehmen das Engagement ihrer Beschäftigten steigern und den Erfolg der Gesamtorganisation sicherstellen, verspricht der Softwarehersteller. Die Employee-Experience-Plattform soll Teil von Oracles "Fusion Cloud Human Capital Management" (HCM) werden. Zudem gibt es Schnittstellen zu anderen Komponenten der Oracle "Fusion Cloud Applications Suite" sowie zu Systemen von Drittanbietern.

Eine Reihe von Softwaretools in Oracle ME sollen Anwendern darüber hinaus erlauben, bestimmte Abläufe zu automatisieren und verschiedene Kommunikationskanäle wie E-Mail, SMS, Webbrowser, Collaboration-Tools und Videokonferenzen zu nutzen. HR-Teams seien auch ohne tiefergehendes IT-Know-how in der Lage, Änderungen vorzunehmen und die Plattform an ihre Anforderungen anzupassen.

Arbeitswelt verändert sich

Die Arbeitswelt weltweit hat sich aufgrund der Ereignisse der letzten zwei Jahre verändert, stellen die Oracle-Verantwortlichen fest. Die Erwartungen der Beschäftigten an ihre Arbeitgeber seien massiv gestiegen. Laut der jüngsten Oracle AI@Work-Studie sind weltweit 85 Prozent der Belegschaften mit der Unterstützung, die sie seitens ihrer Brötchengeber bekommen, unzufrieden. 87 Prozent sind der Meinung, ihre Unternehmen sollten mehr tun, um auf die Bedürfnisse der Angestellten einzugehen.

Der Druck auf Organisationen, mehr für eine gute Employee Experience zu tun, nimmt laut Oracle also zu, in den Chefetagen gehe die Angst vor der Great Resignation um. Führungskräfte und Personalabteilungen müssten sich in die Lage versetzen, die Bedürfnisse einzelner Mitarbeiter besser zu verstehen. Doch das falle vielen nach wie vor schwer.

"Die Angestellten wollen gehört werden. Sie wollen, dass ihnen die Übernahme von Verantwortung zugetraut wird und dass sie Teil einer Kultur sind, an die sie glauben", sagt Yvette Cameron, Produktstrategin für Oracle Cloud HCM. Um diese Erwartungen zu erfüllen, müssten Unternehmen den Bedürfnissen ihres Personals besser gerecht werden. "Schaffen sie das nicht, riskieren sie, ihre Mitarbeiter an den Wettbewerber zu verlieren."

Die 10 besten HCM-Tools

Zu einem guten Management der Employee Experience gehört Cameron zufolge, Mitarbeiter als individuelle Persönlichkeiten mit eigenen Bedürfnissen, Zielen und Arbeitsweisen wahrzunehmen. Hier setze Oracle ME an: Das Tool soll Mitarbeiterinformationen zusammenführen sowie Erkenntnisse über Arbeitsweisen und Vorlieben der Beschäftigten liefern. Das Ziel: Jeder Beschäftigte soll in seinen individuellen Bedürfnissen angesprochen werden können. "Es ist die einzige Employee-Experience-Plattform, die darauf abzielt, das 'Ich' hinter jedem Mitarbeiter zu verstehen", wirbt Oracles HCM-Verantwortliche. "Damit erhalten Unternehmen neue Möglichkeiten, um auf ihre hybride Belegschaft zu hören, mit ihr zu kommunizieren, sie zu unterstützen und weiterzuentwickeln."

Oracle ME soll als Plattform für kontextbezogene und geführte Erfahrungen dienen. Die Beschäftigten könnten darüber ihren Managern kontinuierlich Feedback geben. Diese wiederum können angeblich Stimmungen unter ihren Mitarbeitern in Echtzeit verfolgen und darauf reagieren. HR-Teams würden über die Plattform in die Lage versetzt, personalisierte Mitarbeiteransprachen bereitzustellen.

Folgende Funktionen sind in Oracle ME enthalten:

  • "Oracle Touchpoints" bezeichnet der Hersteller als eine "Zuhör"-Lösung, mit der Manager die Beziehung zu ihren Teammitgliedern stärken und deren Wohlbefinden und Erfolg besser fördern könnten. Über sogenannte Pulsbefragungen ließen sich Stimmungen regelmäßig erfassen und verfolgen. Darüber hinaus bietet Touchpoints Handlungsempfehlungen wie zum Beispiel "Check-ins planen", "Feedback geben" oder "wichtige Ereignisse feiern". Dreh- und Angelpunkt dafür ist das "Mitarbeiter-Engagement-Center". Es dient als zentraler Ort, an dem Check-in-Themen definiert und organisiert werden können sowie kontinuierlich Feedback gegeben wird und Handlungsvorschläge bereitgestellt werden.

  • "Oracle HCM Communicate" dient der Kontaktaufnahme mit Mitarbeitern. Führungskräfte und Personaler können damit personalisierte Ansprachen an bestimmte Teams im Unternehmen schicken. So lassen sich beispielsweise Mitteilungen an Beschäftigte senden, die in einer bestimmten Stadt oder einem Land arbeiten oder die noch keine zwei Jahre beschäftigt sind oder die sich für ein bestimmtes Training angemeldet haben. Indem die Öffnungsquoten analysiert werden, lässt sich herausfinden, wie mit Inhalten umgegangen wird und ob gegebenenfalls weitere Maßnahmen zu planen sind - - etwa das Verschicken von Follow-ups oder das Neu-Justieren laufender Kampagnen.

  • Bei "Oracle Journeys" handelt es sich um eine Workflow-Lösung, die komplexe Aufgaben mit schrittweisen Prozessen und personalisierter Führung vereinfachen soll. Anleitungen würden Mitarbeitern helfen, sich in persönlichen, administrativen und betrieblichen Aktivitäten wie Onboarding, der sicheren Rückkehr an den Arbeitsplatz, dem Ausloten von Karrieremöglichkeiten, dem Managen von Teamvergütungen oder dem Eröffnen einer neuen Betriebsstätte zurechtzufinden. Mitarbeitende könnten so fundiertere Entscheidungen treffen, argumentiert der Anbieter. Oracle Journeys kann auf Workflow-Aktionen aus anderen Oracle-Applikationen und Fremdanwendungen erweitert werden.

  • "Oracle Connections" bietet Nutzerinnen und Nutzern ein interaktives Personalverzeichnis und Organigramm des eigenen Unternehmens. Das fördere die Zusammenarbeit und verbessere die Chancen für Inklusion und interne Mobilität, hieß es. Mitarbeiter könnten im gesamten Unternehmen nach Kolleginnen und Kollegen suchen und sich mit ihnen verbinden. Das Tool bietet Möglichkeiten, LinkedIn-Profile zu importieren, Videovorstellungen aufzuzeichnen, die eigenen Fähigkeiten und Qualifikationen hervorzuheben und Feedback auf der Pinnwand von anderen zu hinterlassen.

  • Der "Oracle HR Help Desk" ist eine zentrale Lösung, um Serviceanfragen zu verwalten und Tickets zu verfolgen. Mitarbeiter könnten über verschiedene Kanäle hinweg - darunter Oracle Digital Assistant, SMS, E-Mail und soziale Plattformen - nach Inhalten suchen, Anfragen stellen und Help-Tickets öffnen.

  • Mit dem "Oracle Digital Assistant" hat der Softwarehersteller einen HR-Chatbot gebaut, über den Beschäftigte Antworten auf bestimmte Fragen erhalten und Transaktionen direkt per Sprache oder Text abwickeln können. 90 Transaktionen sind Oracle zufolge bereits vorkonfiguriert. Weitere könnten HR-Teams in das Werkzeug integrieren.