Dell Concept Luna Evolution

Notebooks in Sekunden reparieren

16.12.2022
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Und es geht doch, Notebooks innerhalb von Sekunden zu reparieren. Wie das geht, zeigt Dell mit dem Concept Luna.
Mit Concept Luna Evolution hat Dell das Konzept eines leicht zu reparierenden Notebooks vorgestellt.
Mit Concept Luna Evolution hat Dell das Konzept eines leicht zu reparierenden Notebooks vorgestellt.
Foto: Dell/Screenshot YouTube

Verbraucher und Verbraucherschutzorganisationen fordern es bereits seit längerem: Das Recht auf Reparatur. Denn es ist schlicht nicht einzusehen, dass teilweise extrem teure Hardware, wie Smartphones, Edel-Laptops etc. aufgrund von Bagatellschäden wie defekter Akkus nur noch Schrottwert hat, weil sie nicht reparierbar ist - von der Ressourcenverschwendung einmal ganz abgesehen. Forderungen, denen die EU ab 2023 mit der überarbeiteten Ökodesign-Richtlinie nachkommt. Sie sieht etwa vor, das Hersteller bestimmte Ersatzteile sieben Jahre vorhalten müssen und Software-Updates für fünf Jahre zur Verfügung stehen.

Recht auf Reparatur

Erste Hersteller wie Microsoft oder Apple haben bereits zögerlich auf die neue EU-Richtlinie reagiert. So lässt sich etwa beim Surface Pro 9 endlich das Display im Gegensatz zu den Vorgängermodellen reparieren. Einen richtig radikalen Ansatz verfolgt dagegen Dell mit seinem "Concept Luna", das Dell bereits auf der CES 2022 einer breiteren Öffentlichkeit vorstellte: Der US-Computerbauer zeigte eine PC-Studie, die von Grund auf unter Aspekten der Nachhaltigkeit designt wurde. Sprich Kleber, filigrane Steckverbindungen etc. - also alles, was eine Reparatur erschwert - wurde verbannt.

Concept Luna Evolution

Roboter können das Gerät automatisch zerlegen.
Roboter können das Gerät automatisch zerlegen.
Foto: Dell/Screenshot YouTube

Im Vorfeld der CES 2023 legt Dell jetzt noch eine Schippe drauf. Im Rahmen des "Conecpt Luna Evolution" hat Dell sein Konzept weiterentwickelt. Heraus kam eine Notebook-Studie, die komplett automatisch von Robotern zerlegt und repariert werden kann. Zudem könnten die Geräte am Ende ihrer Lebensdauer auch leichter recycelt werden. Bräuchten Recyclingpartner heute aufgrund der verwendeten Schrauben, Kleber und verschiedener gelöteter Komponenten mehr als eine Stunde für die Demontage eines PCs, so reduziere sich mit dem weiterentwickelten Concept Luna, so Dell, die Demontagezeit auf wenige Minuten.

Ohne Werkzeug zerlegen

Beim verfeinerten Concept Luna Evolution setzt Dell auf drei Aspekte: das Gerätedesign, Roboterautomatisierung sowie intelligente Telemetrie. Beim Gerätedesign geht Dell neue Wege und kommt komplett ohne Schrauben aus. Öffnen lässt sich das Gerät einfach mit einem Push-Pin, vergleichbar mit den SIM-Kartenhaltern von Smartphones. Die restlichen Komponenten, diesen Eindruck vermittelt zumindest ein Dell-Video, scheinen lediglich gesteckt oder geclipst zu sein ohne jegliche Kabelverbindungen. Dank dieses Designs können Roboter die Geräte schnell und einfach zerlegen sowie bei einer Reparatur Komponenten austauschen. Defekte Komponenten sollen die Roboter dabei mit Hilfe automatisierter Prüfverfahren erkennen.

Telemetrie für Notebooks

Telemetriedaten geben Auskunft über die zu erwartende Restlebenszeit von Komponenten.
Telemetriedaten geben Auskunft über die zu erwartende Restlebenszeit von Komponenten.
Foto: Dell/Screenshot YouTube

Gleichzeitig gilt es aber unter Kostenaspekten, im Rahmen einer Reparatur Komponenten zu erkennen, die sich dem Ende ihrer Lebenszeit nähern, etwa wegen den maximalen Schreibzyklen einer SSD. Hier setzt Dell auf die Telemetrie, um den Zustand einzelner Systemkomponenten zu diagnostizieren. So nutzen die Anwender ihre Geräte durchaus unterschiedlich, so dass nicht alle Komponenten das Ende ihrer Lebensdauer zur gleichen Zeit erreichen. Ein User im Home-Office verwendet möglicherweise am Notebook externe Komponenten wie Tastaturen und Monitore. Die Tastatur und der Monitor des Laptops wurden also kaum benutzt, auch wenn die Hauptplatine ausgetauscht werden sollte. Im Rahmen des Concept Luna Evolutionwill Dell deshalb einzelne Komponenten mit Telemetrie ausstatten, um so ihre Lebensdauer zu optimieren.

Auch wenn es sich hierbei derzeit nur um eine Studie handelt, wäre angesichts von weltweit jährlich 57 Millionen Tonnen Elektronikschrott wünschenswert, wenn entsprechende Konzepte bald in der Praxis umgesetzt würden.