Erholung macht produktiv

Mit Employer Branding die Besten gewinnen

02.04.2018
Von 
Andreas Nau ist strategischer Geschäftsführer der Easysoft Gmbh, einem IT-Dienstleister, der Personalentwicklungs- und Seminarorganisationssoftware entwickelt. Er ist Autor des Buches "Wertvoll in die Zukunft. Revolutionen beginnen im Kopf: Was mich und mein Unternehmen veränderte".
Mitarbeiter, die sich im Arbeitsumfeld erholen können, sind produktiver und haben zudem mehr Freude. Davon ist man zumindest beim IT-Unternehmen Easysoft überzeugt.

Wer unser Firmengebäude in Metzingen besucht, sieht rechts gleich eine 16 Meter hohe Kletterwand, die sich über alle vier Stockwerke zieht. Im Erdgeschoss geht es weiter mit einem Fitnessraum samt Laufbahn und Kraftgeräten. In den einzelnen Stockwerken gibt es mal eine Slackline, einen Ruhe- und Meditationsraum oder Schaukeln. Und im obersten Geschoss befinden sich eine großzügige Küche und eine Terrasse mit einem Grill.

Kommunikationsinseln auf der Arbeitsfläche machen spontane Meetings möglich.
Kommunikationsinseln auf der Arbeitsfläche machen spontane Meetings möglich.
Foto: Easysoft

Manche Besucher trauen sich zu fragen, bei anderen sehe ich die Frage im Kopf herum schwirren: "Wird bei Euch eigentlich auch gearbeitet?" Definitiv. Und ich behaupte: Bei uns wird produktiver und innovativer gearbeitet als in den meisten Unternehmen, die ich kenne. Mit Software und Dienstleistungen für Personalentwicklung und Bildungsmanagement haben wir uns innerhalb weniger Jahre zu einem der führenden Anbieter im deutschsprachigen Raum entwickelt.

Aktuelle Hays-Studie: Mitarbeiter bleiben wegen Arbeitsatmosphäre

Das funktioniert nur, weil wir ausgezeichnete Mitarbeiter für unser Unternehmen interessieren und sie dann bleiben. Trotz des Hypes um Agilität ist Mitarbeiterbindung das wichtigste Thema für die Unternehmens-HR. Das ist das Ergebnis der jüngsten Studie des Instituts für Beschäftigung und Employability und des Personaldienstleisters Hays. Und: Mitarbeiter bleiben aus drei Gründen in einem Unternehmen: Gute Betriebsklima (57 Prozent), Flexible Arbeitszeiten (46) und Marktgerechte Entlohnung (44).

Es reicht eben nicht, gute Mitarbeiter durch einen ausgeklügelten und schnellen Rekruiting-Prozess zu gewinnen. Wir tun alles, damit die wirklich guten Leute bei uns bleiben. Die Atmosphäre im Betriebsalltag muss stimmen. Wir nennen das Work-Life-Blend. Arbeiten und Erholen sollen sich mischen. Ein IT-Entwickler, der sich verrannt hat und auf den Bildschirm starrt, ist unproduktiv. Ein Kundenberater, der sich schon den Mund fusselig geredet hat, wird irgendwann unfreundlich. Einmal weg vom Arbeitsplatz, sich bewegen und wieder klar im Kopf werden. Danach werden die Ergebnisse erheblich besser und die Freude an der Arbeit ist wieder da. Als Unternehmer weiß ich inzwischen: Jeder Euro, den wir hier investieren, amortisiert sich innerhalb weniger Monate. Dazu eine Zahl, von den 1000 Bewerbungen, die wir in den vergangenen beiden Jahren erhalten haben, waren ein Viertel Initiativbewerbungen. Außerdem: Alle diese Gelegenheiten werden zwar genutzt, sind aber nicht andauernd belegt. Die Mitarbeiter gehen verantwortlich mit ihren Aufgaben und ihrer Erholung um.

Employer Branding ohne Werte funktioniert nicht

Ich gehe einen Schritt weiter: Alle diese Maßnahmen würden wahrscheinlich ins Leere laufen, wenn sie nicht Ergebnis unserer Unternehmenswerte wären, die wir drei Geschäftsführer vor genau zehn Jahren entwickelt haben und bis heute leben. An meinem Arbeitsplatz hängen etwa sämtliche Plaketten von den Ausdauerläufen, an denen ich teilgenommen habe und in der Ecke steht ein E-Bass.

Es geht auch nicht darum, den Mitarbeitern Bewegung vorzuschreiben, sondern zu hören, was sie benötigen. Die Kletterwand war tatsächlich ein Mitarbeiterwunsch. Und unseren teilzeitarbeitenden Müttern ermöglichen wir mit einem Homeoffice eine höhere Flexibilität. Zwar entwickeln wir im Führungskreis die Ziele für das kommende Jahr, aber in den regelmäßigen Mitarbeitergesprächen fragen wir, wie jeder Einzelne zur Zielerreichung beitragen kann und sind immer überrascht, welche Ideen die Mitarbeiter entwickeln. Und selbstverständlich sind sie wesentlich engagierter, diese Ideen umzusetzen, weil es "ihre Kinder" sind. Es gibt keine Stechuhr, sondern eine Vertrauensarbeitszeit.

Wir haben 2014 unter anderem deshalb an dem Arbeitgeberpreis Top Job teilgenommen, weil die Beurteilung der Mitarbeiter über die Platzierung entscheidet: Unter den Unternehmen mit bis zu 100 Mitarbeitern haben wir den ersten Platz belegt. Das war ein toller Erfolg. Vor allem wussten wir, in welchen Bereichen wir noch besser werden mussten. Aktuell schreibt ein Student der FH Reutlingen seine Bachelorarbeit über die Zufriedenheit der Easysoft-Mitarbeiter. Das wird die Grundlage sein, wieder etwas besser zu werden. Auch dafür gilt: Stillstand ist Rückschritt.

Arbeitsbedingungen für Innovation und Produktivität schaffen

Uns ist klar, der größte Hebel für den Unternehmenserfolg sind Mitarbeiter. Deshalb müssen wir für sie im Rahmen unserer Werte die besten Bedingungen schaffen, damit sie produktiv und innovativ arbeiten können. Damit kreieren wir allerdings wiederum ein Employer Branding, das potentielle Mitarbeiter interessiert.

Wer unser Firmengebäude in Metzingen besucht, sieht rechts gleich eine 16 Meter hohe Kletterwand, die sich über alle vier Stockwerke zieht. Im Erdgeschoss geht es weiter mit einem Fitnessraum samt Laufbahn und Kraftgeräten. In den einzelnen Stockwerken gibt es mal eine Slackline, einen Ruhe- und Meditationsraum oder Schaukeln. Und im obersten Geschoss befinden sich eine großzügige Küche und eine Terrasse mit einem Grill.