Nach Protest des FBI?

Keine Verschlüsselung für iCloud-Backups

22.01.2020
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Peter Müller ist der Ansicht, dass ein Apple täglich den Arzt erspart. Sei es iMac, Macbook, iPhone oder iPad, was anderes kommt nicht auf den Tisch oder in die Tasche. Seit 1998 beobachtet er die Szene rund um den Hersteller von hochwertigen IT-Produkten in Cupertino genau. Weil er schon so lange dabei ist, kennt er die Apple-Geschichte genau genug, um auch die Gegenwart des Mac-Herstellers kritisch und fair einordnen zu können. Ausgeschlafene Zeitgenossen kennen und schätzen seine Beiträge im Macwelt-Morgenmagazin, die die Leser werktags pünktlich um acht Uhr morgens in den nächsten Tag mit Apfel und ohne Doktor begleiten. Privat schlägt sein Herz für die Familie, den FC Bayern, sechs Saiten, Blues-Skalen und Triolen im Shuffle-Rhythmus.
Halyna Kubiv ist Content Managerin bei der Macwelt.
Apple wollte die iCloud-Backups durchgehend verschlüsseln, so dass nur der Nutzer Zugang zu den Daten hat.

Apple verschlüsselt Daten auf den Geräten so sicher, dass es auch selbst nicht mehr herankommt – eine weitere Säule der Sicherheitsphilosophie. Doch hält das Unternehmen die Schlüssel für die iCloud-Backups in den Händen, das hilft etwa den Anwendern weiter, die sich selbst und versehentlich aussperren. Kommt ja vor, wenn auch selten und vor gut zwei Jahren hatte Tim Cook in Aussicht gestellt, die iCloud-Backups komplett verschlüsseln zu lassen. Von diesen Plänen nimmt Apple nun laut der Nachrichtenagentur Reuters Abstand, wie mehrere Quellen berichtet haben sollen. Ehemalige und aktuelle Apple-Mitarbeiter sowie ehemalige und aktuelle FBI-Detektive hätten dies erklärt.

Apple sieht nun angeblich von seinen Plänen, iCloud-Backups zu verschlüsseln, ab.
Apple sieht nun angeblich von seinen Plänen, iCloud-Backups zu verschlüsseln, ab.
Foto: I'm friday - shutterstock.com

Apple unterhielt sogar ein eigenes Team, das die durchgehende Verschlüsselung bei den iCloud-Backups mit einem der nächsten Updates ausliefern sollte. Das Projekt Plesio oder Keydrop beschäftigte rund zehn Verschlüsselungsexperten bei Apple, nachdem die Entscheidung gefallen ist, wurden sie anderen Projekten zugewiesen. Ob dies tatsächlich auf den Druck seitens FBI geschah, lässt sich nicht eindeutig beweisen. Gegenüber Reuters gab ein ehemaliger Apple-Mitarbeiter an, dass auch innerhalb der Firma Bedenken laut wurden, dass sich Nutzer all zu oft ungewollt aussperren und sämtliche Daten verlieren.

Das FBI hat jedoch mit Apples Verantwortlichen mehrere Gespräche geführt, nachdem das Unternehmen bekannt gab, die Backups der Nutzer durchgehend zu verschlüsseln. Demnach werden die Ermittler von einer der wichtigsten Quelle an Daten ausgeschlossen, die in mehreren Fällen hilfreich war. Tatsächlich machen die US-Behörden einen regen Gebrauch von der Möglichkeit, an die iCloud-Daten der Nutzer zu kommen. Laut des letzten Transparenzberichtes haben die US-Behörden 3.619 Anfragen zu den iCloud-Daten an Apple geschickt. Insgesamt wurden 15.301 iCloud-Konten von diesen Anfragen betroffen. In 1.568 Fällen hat Apple den Ermittler tatsächlich den Zugang zu den iCloud-Daten gewährt.


Dies geschieht, während die Strafverfolgungsbehörden im Fall des Penscola-Shootings erneut eine Hintertür in iOS fordern und FBI wie Weißes Haus Apple vorwerfen, nicht substantiell bei der Aufklärung zu helfen. Apple verweist aber auf die nach richterlicher Anordnung ausgehändigten iCloud-Daten des Attentäters. Nach Apples ursprünglichen Plänen wäre derartige Unterstützung der Staatsanwaltschaft und Polizei aber nicht mehr möglich. (Macwelt)