Standort als Wettbewerbsfaktor

Junge Ingenieure meiden die Provinz und die Großstadt

24.09.2018
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Angehende Ingenieure erwarten zum Start in den Job eine ihrem Marktwert angemessen gefüllte Lohntüte und tun sich schwer mit Arbeitgebern im ländlichen Umfeld oder in einer Metropole. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage, für die das Marktforschungsunternehmen Respondi im Auftrag der Karriereplattform get in Engineering mehr als 400 Ingenieurstudenten befragte.

Junge Ingenieure möchten im ersten Berufsjahr mehr als 40.000 Euro im Jahr verdienen. Gut ein weiteres Drittel (31 Prozent) erwartet mehr als 50.000 Euro. Besonders anspruchsvoll, so die Befragung der Kölner Jobplattform get in Engineering, sind die Männer, die im Schnitt rund 5000 Euro mehr erwarten als ihre weiblichen Kolleginnen. Auch die erste Gehaltserhöhung ist fest eingeplant.

Angehende Ingenieure wollen weder in ländlicher, noch in großstädtischer Umgebung in den Berufseinstieg starten.
Angehende Ingenieure wollen weder in ländlicher, noch in großstädtischer Umgebung in den Berufseinstieg starten.
Foto: Stokkete - shutterstock.com

Genau die Hälfte der Befragten erwartet sie nach einem Jahr, 17 Prozent bereits nach sechs Monaten. Neben dem Gehalt besonders wichtig bei der Wahl des ersten Arbeitgebers: der Unternehmensstandort. Für 87 Prozent ist dieser von besonderer Bedeutung. Sowohl Unternehmensstandorte im ländlichen Gebiet als auch in einer Großstadt schrecken die angehenden Ingenieure eher ab - der Großteil mit 56 Prozent möchte in einem kleineren, aber immer noch städtisch geprägten Umfeld in den Beruf einsteigen.

Mittel gegen Standortnachteil: mehr Gehalt, Freizeit und Verantwortung

Arbeitgeber, die es bezüglich des Unternehmensstandortes schwieriger haben, Ingenieur-Absolventen zu rekrutieren, können Maßnahmen treffen: Für zwei Drittel der Befragten steht fest, dass sie in jedem Fall nur für ein vergleichsweise höheres Gehalt einen weniger beliebten Standort in Kauf nehmen. Für weitere 33 Prozent wäre dies zumindest ein gutes Argument. Über die Hälfte (53 Prozent) erwarten in jedem Fall flexible Arbeitszeitmodelle und für weitere 70 Prozent sind zusätzliche Urlaubstage zwar kein Muss, wären aber ein anziehendes Argument.

Interessant: Angehende Ingenieure sind auch mit der Übernahme von Führungsverantwortung zu gewinnen. 39 Prozent sehen diese als wichtige Voraussetzung, um ihren Wohnort für den ersten Job zu wechseln. Für weitere 40 Prozent wäre dies ein zusätzliches Argument. Zum Vergleich: Bei angehenden IT-Spezialisten (Quelle: Studie "get started 2017/2018") geben nur 14 Prozent an, dass sie Führungsverantwortung für einen Wechselgrund halten.

"Angehende Ingenieure gehören neben IT-Spezialisten zu den gefragtesten Talenten auf dem Arbeitsmarkt. Für Arbeitgeber ist es daher wichtig, ihre Handlungsoptionen genau zu kennen", erklärt Rainer Weckbach, Geschäftsführer und Gründer von get in Engineering.

Dienstwagen ist out, Altersvorsorge ist in

Wenn es um die allgemeinen Benefits geht, die aus Sicht der technischen Berufsstarter attraktiv sind, stehen in erster Linie Themen wie eine betriebliche Altersvorsorge - für 53 Prozent eine sehr wichtige Zusatzleistung - oder vom Arbeitgeber übernommene Weiterbildungskosten (für 58 Prozent sehr wichtig) hoch im Kurs. Im Gegensatz dazu weniger anziehend: Angebote in der betrieblichen Gesundheitsvorsorge (nur 18 Prozent) oder ein Dienstwagen inklusive privater Nutzung, den nur 16 Prozent als besonders wichtig einstufen und der für 50 Prozent gar komplett uninteressant ist.

Die wichtigsten Kriterien für die Entscheidung, eine berufliche Laufbahn im Ingenieurwesen anzustreben, liegen in den vielversprechenden Karrierechancen (60 Prozent) und der damit verbundenen Jobsicherheit (62 Prozent). Weniger wichtig aus Sicht der angehenden Ingenieure: die Aussicht, international arbeiten zu können oder der gesellschaftliche Status von Ingenieurberufen.

Das White Paper zur Studie steht zum kostenlosen Download bereit: https://www.get-in-engineering.de/studie/sommer-2018