Reisezeit

iPhone und iPad - Zeitvertreib im Urlaubsstau

30.05.2019
Von 
Peter Müller ist der Ansicht, dass ein Apple täglich den Arzt erspart. Sei es iMac, Macbook, iPhone oder iPad, was anderes kommt nicht auf den Tisch oder in die Tasche. Seit 1998 beobachtet er die Szene rund um den Hersteller von hochwertigen IT-Produkten in Cupertino genau. Weil er schon so lange dabei ist, kennt er die Apple-Geschichte genau genug, um auch die Gegenwart des Mac-Herstellers kritisch und fair einordnen zu können. Ausgeschlafene Zeitgenossen kennen und schätzen seine Beiträge im Macwelt-Morgenmagazin, die die Leser werktags pünktlich um acht Uhr morgens in den nächsten Tag mit Apfel und ohne Doktor begleiten. Privat schlägt sein Herz für die Familie, den FC Bayern, sechs Saiten, Blues-Skalen und Triolen im Shuffle-Rhythmus.
Die sommerliche Reisesaison steht unmittelbar bevor, Christi Himmelfahrt am Donnerstag und eine Woche später Pfingsten werden zu vollen Straßen führen. So kommen Sie entspannt am Urlaubsort an.

Bald rollt die erste Reisewelle, vor allem im Süden Deutschlands werden die Autobahnen voll sein. Das könnte schon mit Christi Himmelfahrt am Donnerstag beginnen, wenn freundlicheres Wetter, Brückentag und Wochenende aufeinander treffen. Richtig los geht es dann eine Woche danach, in den Pfingstferien wollen Bayern und Baden-Württemberg ans Mittelmeer oder in die Alpen. Langwierige Grenzkontrollen bei der Rückreise sind nicht auszuschließen, planen Sie mal auf alle Fälle etwas mehr Zeit vor dem Karawankentunnel, dem Brennerpass und dem Walserberg ein. Und kaum sind die Südländer zurück aus dem Urlaub, beginnen die Ferien in Berlin und Brandenburg und nach und nach in weiteren Bundesländern – bis im August und Anfang September Bayern und Baden-Württemberger nochmal in die Ferien dürfen.

Urlaubszeit ist Stauzeit. Hier Tipps für den Zeitvertreib im Urlaubsstau.
Urlaubszeit ist Stauzeit. Hier Tipps für den Zeitvertreib im Urlaubsstau.
Foto: canghai76 - shutterstock.com

Natürlich reist es sich auch wunderbar mit dem Fahrrad oder dem Zug, Fliegen kann ja auch mal sein. Wir konzentrieren uns in diesem Ratgeber aber auch das nach wie vor beliebteste Reisemittel, das Kraftfahrzeug, das an den Hauptreisetagen ja auch gerne mal zu einem kraftlosen Stehzeug wird. Damit die Stimmung darin nicht kippt, sollten Sie an Ihr Entertainment und das Ihrer Mitfahrer gedacht haben.

Dem Fahrer oder der Fahrerin bleibt aus Gründen der Verkehrssicherheit nicht viel mehr als die Musik oder ein Podcast aus der Anlage des Automobils, doch auf dem Beifahrersitz und der Rückbank können noch ganz andere Vergnügungen von der tristen Warterei ablenken. Mit diesen Tipps sind Sie gerüstet.

Für den Fahrer oder die Fahrerin: Musik, Musik, Musik

Auch wenn Roaming kein Thema mehr ist: Im Auto haben Sie kaum die Möglichkeit, Ihre Lieblingsmusik aus Apple Music zu streamen. Es sei denn, Sie nutzen einen Datentarif mit beträchtlichem Inklusivvolumen oder gar eine echte Flatrate ohne jede Begrenzung, wie sei beispielsweise die Telekom anbietet. Magenta Mobil XL kostet 80 Euro im Monat, hat aber den Haken, dass "unbegrenzt" auch nur in Deutschland keine Limits bedeutet. Im EU-Ausland kann der Provider nicht mehr als 23 GB bereitstellen – mehr als genug für Hin- und Rückfahrt voller Staus, am Urlaubsort hat man vielleicht auch WLAN. Ansonsten gilt eben, als Urlaubsvorbereitung so viele Alben und Wiedergabelisten wie möglich auf das Gerät zu laden. Unter Umständen haben Sie ja noch einen alten iPod Touch, den sie komplett für die Musikwiedergabe ausrüsten – auf das iPhone kommen dann andere Anwendungen, die sie benötigen, wenn Sie die Hände vom Lenker genommen haben. Erst in dieser Woche hat Apple einen neuen iPod Touch vorgestellt, mit A10-Prozessor und bis zu 256 GB Speicher. Das sollte für jede Menge Unterhaltung für den ganzen Urlaub reichen.

Unterwegs können Sie mit dem iPod Touch nicht auf das Internet zugreifen – auch nicht mit einem iPad, außer Sie haben die LTE-Variante des Tablets in Betrieb. Wenn Sie, auch auf mehreren Geräten gleichzeitig, online sein wollen, benötigen Sie einen mobilen WLAN-Router, der mit einer Ihren Bedürfnissen entsprechenden Prepaid-Karte ausgerüstet ist. Angebote wie der Gigacube von Vodafone oder die Speedbox der Telekom sind prima Lösungen für die Ferienwohnung, aber nicht für das Auto.

Aber nicht immer ist der Mobilfunkempfang dort gut, wo Sie im Stau stehen. Also sollten Sie rechtzeitig vor dem Urlaub wie bereits erwähnt Platz auf Ihrem iPhone oder iPad freiräumen, um sich Ihre favorisierten Alben oder Wiedergabelisten offline zur Verfügung stellen zu können. Oder Sie befüllen Ihren älteren iPod – kann auch einer aus der "klassischen Ära" sein – vor dem Antritt der Reise mit Musik und Hörbüchern. Nur auf den iPod Touch bekommen Sie die Inhalte aus Apple Music kopiert, auf iPod Classic, Nano und Shuffle lassen sich nur iTunes Store gekaufte oder von CD gerippte Musik oder andere Audioinhalte wie Podcasts kopieren.

Wie Sie aber nun die Musik von iPod, iPhone oder iPad auf die Autoanlage bekommen, ist dann aber auch noch ein Problem, für das wir keine konkreten Lösungen geben können – wir wissen ja nicht, wie Ihr Auto ausgestattet ist. Im Stau jedoch funktionieren FM-Transmitter erfahrungsgemäß ganz gut, da Sie sich nur sehr langsam bewegen, kommen Sie nicht ständig in die Gebiete neuer Sender, die auf der von Ihnen gewählten Frequenz funken. Blöd nur, wenn die Staunachbarn auf die selbe Idee kommen und Sie sich gegenseitig stören. Aber dann schalten Sie einfach 100 Kilohertz weiter und es sollte wieder funktionieren.

Natürlich können Sie auch einen kompakten Bluetooth-Lautsprecher mit auf Reisen nehmen und diesen etwa mit einem Teppichklebeband am Armaturenbrett befestigen. Diese Lösung ist unabhängig von externen Sendern und Sie bleiben ganz Herr des Programms. Auch am Urlaubsort sinnvoll sein dürfte der staubgeschützte, wasserfeste und sogar schwimmfähige Wonderboom von Ultimate Ears. Seine Schlaufe dient der Befestigung, irgendwo im Fahrzeug werden Sie ihn schon aufhängen können – vielleicht am Rückspiegel? Schwer ist der Bluetooth-Lautsprecher nicht und auch nicht zu groß, um das Sichtfeld einzuschränken. Im Vergleich zu herkömmlichen Auto-Stereoanlagen klingen Bluetoothlautsprecher in der unteren und mittleren Preisklasse aber recht dünn, für die hochwertigen Geräte, die sich auch auf Streaming über WLAN verstehen, wie etwa die Wand-Serie von Riva Audio, kommt man externer Stromversorgung aber nicht unbedingt über die gesamte Strecke.

Mit einem Bluetooth-Lautsprecher bekommt man den Sound vom iPhone natürlich auch hervorragend ins Auto. Kompakt soll der Speaker schon sein, aber auch nicht zu klein. Vor der Reise Akkus aufladen nicht vergessen!
Mit einem Bluetooth-Lautsprecher bekommt man den Sound vom iPhone natürlich auch hervorragend ins Auto. Kompakt soll der Speaker schon sein, aber auch nicht zu klein. Vor der Reise Akkus aufladen nicht vergessen!
Foto: Logitech

Oder Sie greifen ganz klassisch zur CD. Im Stau haben Sie ja selbst die Muße, nach einer Stunde oder so das Album zu wechseln und müssen keinen Beifahrer bemühen. Oder Sie haben sich vor dem Antritt der Reise eine MP3-CD zusammengestellt. Wenn der CD-Player Ihres Wagens das Format versteht, haben Sie sieben bis acht Stunden lang ununterbrochen Musik. Hin und wieder kann man ja mal auf das örtliche UKW-Radio wechseln, wenn das ohnehin nicht im Rahmen des automatischen Verkehrsfunks geschieht. Psychologisch ist es nämlich immer besser, wenn man weiß, wie lange man voraussichtlich noch im Stau steht.

Für den Beifahrersitz: Fahrer unterstützen

Egal, wer von Ihnen im Stau nun, naja, "fährt" oder ob Sie sich abwechseln beim Quälen der Kupplung im Stop-and-Go, für den Fahrer oder die Fahrerin bedeutet das grundsätzlich mehr Stress, auch wenn die Lieblingsmusik aus den Boxen schallt. Für den Beifahrer oder die Beifahrerin gilt also in erster Linie, die Person links vorne bei Laune zu halten. Wie, hängt natürlich von der Person und dem Stressniveau ab. Anreichen von Getränken und Keksen ist selten verkehrt, unter Umständen ist es aber auch hilfreich, mit Apples Karten oder anderen Navigations-Apps, die man vor der Reise auf sein iPhone geladen hat, die nähere Umgebung zu erkunden. Gibt es eine halbwegs interessante Sehenswürdigkeit hinter der nächsten Ausfahrt? Oder verheißt hier eine Alternativroute besseres Vorankommen? Wenigstens ein Gasthaus wäre eine willkommene Abwechslung, dann aber bitte sofort das Füttern des Fahrers einstellen. Auch hier gilt: Unbedingt vor Fahrtantritt Kartenmaterial besorgen. Apps wie Maps.me bieten Offline-Karten, was ja auch Google Maps ermöglicht. Apples eigene Kartenapp wird zwar immer besser und zeigt zuverlässig Point of Interests an, aber man weiß ja nie, wie gut die Internetverbindung ist. Sie können auch eine andere App wie Navmii, Waze oder TomTom Go Mobile verwenden. Vergessen Sie aber den alten Autoatlas, der schon seit Jahren im Handschuhfach vor sich hin gammelt. Der ist überholt und zeigt vor allem die aktuellen Staus nicht an. Immer empfehlenswert sind die Apps des ADAC, vor allem ADAC Maps mit aktuellen Stauinformationen. Im Notfall hilft die ADAC Pannenhilfe per App weiter.

Auch nicht verkehrt: Anhand von Nachrichten- oder Verkehrsapps oder einfach dem in den iPod Nano von 2009 eingebauten Radio zu versuchen, weitere Informationen über Art, Länge und Dauer des Staus in Erfahrung zu bringen.

Da wird am Wochenende noch viel mehr rot zu sehen sein: Navi-Apps zeigen die aktuelle Verkehrslage - hier Apples Karten.
Da wird am Wochenende noch viel mehr rot zu sehen sein: Navi-Apps zeigen die aktuelle Verkehrslage - hier Apples Karten.

Aber vielleicht will der Fahrer nichts von alledem, dann lesen Sie halt ein gutes Buch und sagen weiter nichts mehr. Bei langsamer Fahrt sollte das auf iPad und iPhone wunderbar funktionieren, ohne dass es Ihnen schlecht wird. Die App Books haben Sie ja schon vor Fahrtantritt mit Urlaubslektüre gefüllt. Da ist bestimmt noch was noch nicht weg gelesen. Und falls doch: So groß sind die Downloads neuer Bücher auch wieder nicht, das geht schon mal über eine Mobilfunkverbindung.

Apples iBooksstore hat ausreichend Urlaubslektüre. Vielleicht will der Fahrer ja etwas vorgelesen bekommen?
Apples iBooksstore hat ausreichend Urlaubslektüre. Vielleicht will der Fahrer ja etwas vorgelesen bekommen?

Für die Rückbank: Spielen und Schauen

Meist sitzen die ungeduldigsten Reisenden auf der Rückbank, weswegen man mit Kindern unterwegs öfter mal Pausen einlegen sollte, als man das sich sonst gönnt. Im Stau ist das aber schwierig. Also weichen wir von dem Prinzip ab, dass die da hinten während der Fahrt nicht auf das iPad glotzen sollten. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit unterhalb derer von Fußgängern oder allenfalls langsamen Radfahrern ist das mit dem irritierten Gleichgewichtssinn auch kein Problem mehr. Sieht man auf den Bildschirm statt aus dem Fenster, wird einem bei dem Tempo nicht schlecht. Für den Urlaubsort hatten wir ja ohnehin auf das für die Kinder gedachte iPad jede Menge (Video-)Podcasts geladen und dazu das ein oder andere Hörspiel, einige Folgen der Lieblingsserien junger Zuschauer und etliche Filme aus dem iTunes Store.

Um des lieben Friedens im Auto willen: Bitte auf den hinteren Plätzen Kopfhörer benutzen. Wir da vorne wollen uns bei Freejazz entspannen und nicht hören, wie Bibi und Tina um die Wette reiten. Hat man hinten zwei Kinder vor einem iPad sitzen, benötigt man natürlich noch einen Y-Stecker, damit beide ihre Kopfhörer anschließen können. Bei den Konstellationen "ein Kind – ein iPad" oder "zwei Kinder – zwei iPads" bietet sich für den angenehmeren Filmgenuss noch eine Halterung wie das iKlip Xpand von IK Multimedia oder das RingO von Vogel's an, mit dem sich das iPad an der Nackenstütze von Fahrer- und Beifahrersitz festschrauben lässt. Oder die Kinder spielen einfach noch mal eine Runde "Hungry Shark Evolution", "Super Spell Heroes" oder "Candy Crush" – bitte mit Kopfhörern!

An Kopfstützen lässt sich ein iPad mit dem richtigen Zubehör montieren. Auch Bahnreisende haben mit iPad-Halterungen aller Art mehr Vergnügen unterwegs. Wobei da die Sache mit dem Stau eher weniger dramatisch ist.
An Kopfstützen lässt sich ein iPad mit dem richtigen Zubehör montieren. Auch Bahnreisende haben mit iPad-Halterungen aller Art mehr Vergnügen unterwegs. Wobei da die Sache mit dem Stau eher weniger dramatisch ist.
Foto: Vogel's

Für alle: Energie!

Je länger der Stau, desto leerer die Akkus der iPhones und iPads im Wagen. Glücklicherweise hat man auch im Auto Strom und ein Hersteller wie Equinux bietet mit dem Turbolader eine Ladestation mit USB-Ausgängen an, die man in die Autosteckdose, vulgo Zigarettenanzünder, einstöpselt. Das ständige Wiederanfahren, Motor abstellen und wieder anlassen belastet die Batterie aber ungemein, klug ist es, im Fahrzeug so wenige Verbraucher wie möglich anzuschalten, damit die Maschine auch wieder anspringt. Mit Powerbanks – wir haben hier eine kleine Übersicht zusammengestellt – umgehen Sie dieses Problem. Die externen Akkus müssen natürlich vor Fahrtantritt aufgeladen sein, dann aber bietet sie in der Regel eine weitere vollständige Ladung für ihr Mobilgerät.

Externe Akkus oder Powerbanks sollte man geladen mit sich führen, wenn es mal wieder länger dauern kann. Hier der Flachmann von Equinux.
Externe Akkus oder Powerbanks sollte man geladen mit sich führen, wenn es mal wieder länger dauern kann. Hier der Flachmann von Equinux.
Foto: Equinux

Ach ja, eine Sache ist dann auch noch wichtig, das kann das iPhone ja auch: Rufen Sie an Urlaubsort oder zu Hause an, dass Sie wie jedes Jahr später als geplant kommen.

Apropos sprechen: Es geht im Urlaubsstau natürlich auch ganz ohne Unterhaltungselektronik. Man kann sich auch wunderbar unterhalten, etwa darüber, was man vom beginnenden Urlaub erwartet oder welche Erlebnisse im zurückliegenden ganz besonders schön waren. Spart viel Energie. (Macwelt)