Deloitte-Studie zur Mobile Readiness

Großes Verbesserungspotenzial beim Thema Enterprise Mobility

06.12.2019
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Obwohl Employee Experience aktuell hoch im Kurs ist, verpassen viele Arbeitgeber die Möglichkeit, die Produktivität ihrer Mitarbeiter mit der Bereitstellung mobiler Geräten und Apps zu steigern. Resultat sind eine verminderte Effizienz, weniger Motivation und höhere Sicherheitsrisiken durch „Bring Your Own“.

Anders als im Privatleben sind mobile Geräte im Arbeitsumfeld deutscher Unternehmen längst noch nicht angekommen. Dies lassen zumindest die Ergebnisse der Studie "Mobile Readiness for Work 2019" (PDF) vermuten, die YouGov im Auftrag von Deloitte durchgeführt hat. So ergab die Umfrage unter rund 2.000 Arbeitnehmer aus verschiedenen Unternehmensbereichen und Branchen in Deutschland, dass nur ein Fünftel von ihnen von ihren Unternehmen mit einem Smartphone ausgestattet werden. 27 Prozent erhalten sogar überhaupt kein technisches Equipment von ihrer Firma.

Weiter verbreitet als gedacht: Stellt der Arbeitgeber kein mobiles Arbeitsgerät zur Verfügung, nutzen viele Mitarbeiter ihr privates Device auch beruflich.
Weiter verbreitet als gedacht: Stellt der Arbeitgeber kein mobiles Arbeitsgerät zur Verfügung, nutzen viele Mitarbeiter ihr privates Device auch beruflich.
Foto: Shutterstock.com - Peter Bernik

Die Konsequenz: 27 Prozent der Mitarbeiter nutzen ihren eigenen Laptop auch beruflich und sogar 42 Prozent verwenden ihr privates Smartphone auch für Firmenzwecke - eine gefährliche Praxis, da die unkontrollierte Nutzung von persönlichen Devices ein immanentes Risiko für IT-Security und Datenschutz (DSGVO) darstellt.

Bei den Apps setzt sich der gefährliche Trend zu "Bring Your Own" fort. Wie die Umfrage ergab, zählen zu den von Arbeitnehmern am meisten genutzten Apps Instant-Messaging-Dienste wie Facebook Messenger und WhatsApp (72 Prozent), Kalender (69 Prozent), Kamera (67 Prozent), Navigations-Dienste wie Google Maps (66 Prozent) und natürlich E-Mail-Dienste (67 Prozent).

Allerdings werden nur 17 Prozent dieser Services vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt, der große Rest basiert auf dem BYOA-Prinzip ("Bring Your Own App"), das mit Sicherheitsrisiken und verminderter Effizienz verbunden ist. In den Fällen, wo das Unternehmen tatsächlich maßgeschneiderte Apps bereitstellt, werden diese in der Regel von der Belegschaft gut aufgenommen: Laut Umfrage bewerten drei Viertel der Befragten diese Enterprise-Apps mit sieben oder mehr von zehn Punkten.

Deloitte räumt ein, dass die Möglichkeiten von Enterprise Mobility je nach Branche und Art der Tätigkeit variieren. Entsprechend investierten Unternehmen in Branchen, in denen es weniger "traditionelle" Schreibtisch-Jobs gibt, mehr in mobile Technologien als herkömmliche Branchen, wo Bürotätigkeiten vorherrschen. Dennoch gebe es generell eine große Lücke in der Mobilitätsreife zwischen den Mitarbeitern und den Unternehmen, für die sie arbeiten. So halten laut Umfrage lediglich 36 Prozent der Befragten ihren Arbeitsplatz in Bezug auf die Verwendung neuer Technologien für fortschrittlich.

Vor allem Mitarbeiter aus den Bereichen Pharma, Mining und Energy & Water Supply glauben, sie könnten mobile Endgeräte effizienter für arbeitsbezogene Aufgaben nutzen.
Vor allem Mitarbeiter aus den Bereichen Pharma, Mining und Energy & Water Supply glauben, sie könnten mobile Endgeräte effizienter für arbeitsbezogene Aufgaben nutzen.
Foto: Deloitte

Am besten aufgestellt sind laut der Studie Mitarbeiter in den Bereichen IT Security und Kommunikation, während das Gesundheitswesen die größten Verbesserungspotenziale aufweist. Dies äußert sich beispielsweise in der Nutzung von Papierformularen: Diese Praxis ist laut Studie am stärksten in der Gesundheits- und Sozialarbeit (54 Prozent), im Rechtsbereich (43 Prozent), bei der Bildung (41 Prozent) sowie in den Sektoren Chemikalien und Pharmazeutika (38 Prozent) ausgeprägt. Im Durchschnitt füllen 36 Prozent der deutschen Arbeitnehmer immer noch Formulare auf Papier aus.

"Zweifelsohne haben mobile Technologien das Potenzial, die Arbeitswelt zu revolutionieren", kommentiert Steffen Legler, Partner und Practice Leader bei Deloitte Digital, die Ergebnisse: Immer leistungsfähigere Endgeräte, der rasante Fortschritt des mobilen Internets und Cloud-Dienste ermöglichten es Arbeitnehmern, jederzeit und von jedem Ort aus zu arbeiten. Oft genug seien diese jedoch besser ausgerüstet als ihre Arbeitgeber, deren mobile Ausstattung teils um Jahre hinterherhinkt - ein Umstand, der auf Kosten der Entwicklungsgeschwindigkeit von Unternehmen geht und auch die Firmenattraktivität für junge Talente mindert.