Baukasten für ungewisse Zeiten

Gartner fordert das Composable Business

17.11.2020
Von 
Jens Dose ist Editor in Chief von CIO. Seine Kernthemen drehen sich rund um CIOs, ihre IT-Strategien und Digitalisierungsprojekte.
Unternehmen, die ihr Geschäft modular aufbauen, können besser mit unvorhersehbaren Situationen umgehen, argumentiert das Marktforschungs- und Beratungshaus Gartner.
Gartner-Analyst Daryl Plummer rät Unternehmen, das Geschäft modular aufzubauen.
Gartner-Analyst Daryl Plummer rät Unternehmen, das Geschäft modular aufzubauen.
Foto: Gartner

In den vergangenen Jahren ist es vielen Organisationen vor allem darum gegangen, Resultate vorherzusagen, berichtet Gartner-Analyst Daryl Plummer auf einem digital abgehaltenen Symposium. In der Corona-Pandemie mussten sie improvisieren. Dabei sei deutlich geworden, dass diejenigen Unternehmen, die schnell auf unvorhersehbare Ereignisse reagieren und sich anpassen können, die Krise besser überstehen als solche, die weniger flexibel sind. Gartner rät Unternehmen deshalb, ihr Geschäft modular aufzubauen und bringt dafür den Begriff "Composable Business" ins Spiel.

Mit Bauklötzen gegen das Chaos

Ziel der Strategie ist es, eine widerstandsfähige Struktur für Unternehmen zu schaffen, die mit den ständigen Veränderungen umgehen kann. Gartner nennt dafür vier Prinzipien. Unternehmen sollten

  • schnell entdecken, wann welche Veränderungen notwendig sind (Discovery);

  • autonome Geschäftseinheiten etablieren, um flexibel auf neue Anforderungen zu reagieren (Autonomy);

  • Geschäftsfunktionen modular aufbauen, um diese neu kombinieren und so das Kerngeschäft je nach Situation anders ausrichten zu können (Modularity);

  • die einzelnen Module orchestrieren, um das gewünschte Resultat zu erzielen (Orchestration).

Aus der technischen Perspektive ist das für die meisten CIOs nichts Neues. Analytics, agile Teams und DevOps, Containerisierung, Microservices oder APIs sind vielerorts bereits feste Bestandteile der Unternehmens-IT. Gartner weitet das Konzept nun auf das gesamte Unternehmen aus: Auch außerhalb der IT müssten das Mindset, die Business-Architektur und die Technologie generell modular werden, indem jeweils die genannten vier Prinzipien angewendet werden.

Unter Mindset wollen die Analysten Design-Leitlinien verstanden wissen, anhand derer eine Organisation definiert, wann welche Komponenten jeweils kombinier werden. Dazu gehört etwa die Frage, wie hierarchisch oder frei Entscheidungen für neue Projekte in Abteilungen getroffen werden. Werden Ideen, Wissen und Fähigkeiten zwischen Abteilungen und mit Partnern geteilt? Wie individuell können sich Mitarbeiter weiterbilden?

In der Business-Architektur geht es vor allem um Mechanismen, mit denen sich Geschäftsstrukturen anpassen lassen. Kernfragen in diesem Bereich sind etwa: Wie zentral und starr sind Prozesse und Wertschöpfungsketten angelegt? Wie granular wird gemessen, welche Abteilungen wie viel Change-Aufwand betreiben müssen? Wie schnell kann Arbeitskraft bei Bedarf zwischen Geschäftseinheiten neu verteilt werden? Wer hat Einblick in Performance-Daten, Benchmarks oder Marktanalysen?