The Next Now!

Führungskräfte müssen begeistern

12.04.2018
Von 


Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.
Technologische Treiber sind nichts wert, wenn die Unternehmenskultur nicht stimmt und Führungskräfte den digitalen Wandel nicht aktiv voranbringen.

Welche technologischen, gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Folgen hat der digitale Wandel? Mit diesen Fragen beschäftigte sich der Impuls-Summit "The Next Now!" von Dell EMC in Kooperation mit Intel, Microsoft und weiteren Partnern im Münchner Showpalast. Eingeladen waren Kunden, Partner und Interessierte, die trotz Flughafenstreiks zu Hunderten aus ganz Deutschland und der Region anreisten.

The Next Now 2018 startet und der Showpalast München ist gut gefüllt.
The Next Now 2018 startet und der Showpalast München ist gut gefüllt.
Foto: Daniel Breidt (breidt.com) / IDG Business Media GmbH

Wie bedeutend die digitale Transformation insbesondere für die Wirtschaft ist, zeigen Ergebnisse einer aktuellen Umfrage von Dell EMC, wie Senior Vice President und Managing Director Dinko Eror zu Beginn der Veranstaltung aufzeigte: So beschäftigten sich neun von zehn Unternehmen mit den Folgen der Digitalisierung - 42 Prozent der Unternehmen wüssten nicht, ob sie die digitale Transformation überhaupt überleben werden. "Wir müssen handeln - als Gesellschaft, als Unternehmen - und zwar jetzt", rief Eror den Anwesenden zu und eröffnete die Bühne für einen spannenden Tag.

Bildungssysteme umkrempeln

Philosoph und Publizist Richard David Precht beschäftigte sich in seiner Eröffnungs-Keynote mit dem deutschen Schul- und Bildungssystem, das den aktuellen Herausforderungen des Lebens und Berufslebens nicht mehr Rechnung trage. "Wir betreiben eine millionenfache Fehlkonditionierung", prangerte Precht das Mantra des Auswendiglernens und die starren Lehrpläne und Notensysteme an. Er kritisierte besonders, dass die Kreativität junger Leute nicht ausreichend gefördert werde und damit auch die Innovationskraft sowie die Begeisterungsfähigkeit der Menschen für Innovation auf der Strecke bleibe.

Philosoph und Publizist Richard David Precht hinterfragte das deutsche Bildungssystem.
Philosoph und Publizist Richard David Precht hinterfragte das deutsche Bildungssystem.
Foto: Daniel Breidt (breidt.com) / IDG Business Media GmbH

Wie die Situation in den Unternehmen tatsächlich aussieht, diskutierte COMPUTERWOCHE/CIO-Chefredakteur Heinrich Vaske auf insgesamt drei Panels mit Vertretern aus der Wirtschaft. Dabei wurde deutlich, dass viele Mitarbeiter zwar engagiert seien, aber an der einen oder anderen Stelle durchaus die Kreativ abgehe und sie enge Leitplanken benötigten, die sie von Führungskräften vorgegeben bekämen, um ihr Tagesgeschäft erledigen zu können. Das wiederum setze aber gut ausgebildete Führungskräfte voraus, die sich nicht nur mit Umsätzen und Missions auskennen, sondern vor allem auch mit Führung von Mitarbeitern an sich.

Auf mehreren Panels diskutierten Führungskräfte aus der Wirtschaft mit COMPUTERWOCHE/CIO-Chefredakteur Heinrich Vaske (ganz rechts).
Auf mehreren Panels diskutierten Führungskräfte aus der Wirtschaft mit COMPUTERWOCHE/CIO-Chefredakteur Heinrich Vaske (ganz rechts).
Foto: Daniel Breidt (breidt.com) / IDG Business Media GmbH

Kreativität entsteht nicht einfach so

Kai Diekmann, ehemaliger Chefredakteur und Herausgeber der Bild-Zeitung, griff das Thema auf und stellte dar, wie der Axel Springer Verlag vor einigen Jahren profitable Printmagazine wie die TV-Zeitschrift "Hörzu" und regionale Tageszeitungen wie das "Hamburger Abendblatt" verkauft hat, weil der Konzern feststellen musste, dass sich diese Produkte mit den darunter liegenden Geschäftsmodellen nicht digitalisieren ließen.

Vorausgegangen war ein Silicon-Valley-Trip von Diekmann, der ihn auch persönlich verändert habe. Seinen streng hierarchischen Führungsstil, in dem alle seine Mitarbeiter nur das tun durften, was er vorher genehmigt hatte, zu verändern, sei ihm "sauschwer" gefallen. Es habe sich letztlich aber ausgezahlt, die Kreativität und Innovationskraft der Mitarbeiter abzuschöpfen und neue digitale Produkte beispielsweise für Bild.de zu entwickeln.

Digital Leader und Digital Worker

Hubert Hoffmann, der CIO, CDO und Ausbildungsleiter von MSC Germany sowie Markus Hägele, Head of DigitalLife bei Daimler, stellten ihre Erfahrungen mit dem Thema Führungskompetenz und der innovativen Organisation von morgen vor. Hoffmann machte deutlich, dass es zwei Arten von Fachkräften im Unternehmen gebe - Digital Worker und Digital Leader. Erstere legten großen Wert auf klassische Planbarkeit von Arbeitstagen und hätten keine Ambitionen, in strategisch entscheidenden Positionen zu landen, um die künftige Ausrichtung eines Unternehmens mit zu bestimmen.

Sie verlangten dafür nach der zweiten Gruppe, den Digital Leaders, die den Weg vorgeben und sich um die großen Fragen kümmern. Jede der beiden Gruppen könne mittelfristig ohne die andere aber nicht überleben - selbst in einer solch analogen Branche wie der Container-Schifffahrt. Hägele präsentierte neue Ansätze des Daimler-Konzerns, frühzeitig junge Menschen an das Unternehmen zu binden und zu ebensolchen digitalen Führungskräften auszubilden, beispielsweise durch Innovation-Camps, die vom Vorstand persönlich begleitet werden. Fazit von beiden und von "The Next Now! 2018" insgesamt: Für den digitalen Wandel sind dauerhaft begeisterungsfähige "Digital Leader" unabdingbar.

In den Programmpausen gab es genügend Zeit und Raum zum Networking und Verarbeiten der neuen Eindrücke.
In den Programmpausen gab es genügend Zeit und Raum zum Networking und Verarbeiten der neuen Eindrücke.
Foto: Daniel Breidt (breidt.com) / IDG Business Media GmbH