Protest bei Oracle

Ellisons Trump-Support bringt Mitarbeiter auf

21.02.2020
Weil Oracle-Gründer Larry Ellison den US-Präsidenten Donald Trump in seinem zweiten Wahlkampf unterstützt, haben einige Mitarbeiter die Arbeit niedergelegt. Sie protestieren für die Werte ihres Unternehmens: Gleichberechtigung, Diversität, Minderheitenschutz.

Für aktivistische Mitarbeiter ist Oracle, anders als manch anderes Unternehmen im Silicon Valley, nicht bekannt. Nachdem nun aber Unternehmensgründer Larry Ellison ankündigte, Donald Trump auch finanziell bei seiner zweiten Kandidatur zum US-Präsidenten zu unterstützten, platzte manchem Mitarbeiter die Hutschnur.

Oracle-Gründer Lawrence Ellison unterstützt Donald Trump und erntet dafür Kritik bei den Mitarbeitern.
Oracle-Gründer Lawrence Ellison unterstützt Donald Trump und erntet dafür Kritik bei den Mitarbeitern.
Foto: Oracle

Unter dem Titel "No Ethics/No Work" verließen am Donnerstag rund 300 Beschäftigte gegen Mittag ihre Büros, um sich den Rest des Tages - aus Protest gegen Ellison - ehrenamtlicher Arbeit oder bürgerschaftlichem Engagement zu widmen. Das berichtet der Nachrichtendienst Bloomberg, dessen Gründer Michael Bloomberg allerdings für die Demokraten Präsident der USA werden möchte und somit zu den Gegnern von Donald Trump zählt.

Online-Petition bei Change.org

Die Nachricht, dass Ellison den Präsidenten im kommenden Wahlkampf finanziell unterstützen will, hatte zudem einige der 136.000 Oracle-Mitarbeiter zu einer Online-Petition bei Change.org veranlasst. Ihr Argument: Ellison verstoße gegen Oracles Richtlinien zu Diversity, Integration und Ethik. Er schade dem Image des weltweit zweitgrößten Softwarehauses.

Die Petition hatten am Freitagnachmittag (21. Februar 2020) rund 8600 Menschen unterzeichnet, sie ist allerdings zugänglich für die breite Öffentlichkeit, nicht nur für Oracle-Personal. Die Initiatoren verlangen, dass Ellison sein Geld nicht für Trumps Wahlkampf sondern für einen humanitären Zweck stiften sollte, etwa für ein Umweltprojekt. Trumps Politik müsse bekämpft und die Diversität bei Oracle vorangetrieben werden.

Wie Bloomberg weiter berichtet, haben viele der protestierenden Mitarbeiter für ihre Aktion spontan Urlaub genommen, um keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen zu riskieren. Einige sollen ihre Personalabteilung gefragt haben, ob sie Nachteile befürchten müssten, wenn sie sich dem Protest anschlössen. Sie sollen keine Antwort bekommen haben. Manche haben sich laut Bloomberg nicht getraut, Ellison offen entgegenzutreten, dafür aber Geld für wohltätige Zwecke gespendet.

Der Nachrichtendienst will auch erfahren haben, dass einige Mitarbeiter gewarnt worden sein sollen, von ihrem Arbeitsplatzrechner aus die Website der Protestveranstalter zu besuchen. Oracle widerspricht allerdings Gerüchten, wonach aufgezeichnet worden sein soll, welche Seiten die Mitarbeiter ansteuern.

US-Regierung unterstützt Ellison im Streit mit Google

Mit der Wahlkampfhilfe für Trump wolle sich Larry Ellison die Unterstützung der US-Regierung in einem Verfahren gegen Google erkaufen, behaupten Kritiker. Hintergrund ist ein Rechtsstreit, der das Android-Betriebssystem betrifft: Oracle möchte Lizenznachzahlungen in Höhe von acht Milliarden Dollar, weil unrechtmäßig Java-Code verwendet worden sein soll.

Die amerikanische Tech-Branche ist seit Jahren gespalten in der Frage, ob dieses Anliegen berechtigt ist. Während sich Microsoft und IBM auf die Seite von Google geschlagen haben, nahm soeben Scott McNealy Partei für Oracles Standpunkt. McNealy ist der Gründer von Sun Microsystems, das im Januar 2010 von Oracle gekauft wurde. Die Programmiersprache Java war bei Sun entwickelt worden.

Der Streit wird nun möglicherweise vor den Obersten Bundesgerichtshof gehen - sofern das Gericht die Verhandlung zulässt. Das US-Justizministerium hat sich laut Bloomberg im Namen der Regierung klar hinter die Position Oracles gestellt. Zuvor hatte Ellison in einem Golf-Benefizturnier Geld für Trumps anstehende Wahlkampagne gesammelt. (hv)