"Grenzen überwinden durch Telemedizin" war in der vergangenen Woche das Motto des 6. Bayerischen Tag der Telemedizin in München, bei dem erstmalig auch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege als Mitveranstalter auftrat.
Grenzen sind ein gutes Stichwort. Denn Grenzen scheinen im Bereich eHealth durchaus noch genügend vorhanden zu sein. Eine davon ist der immer noch löchrige Netzausbau, der als Grundlage für eine funktionierende Telemedizin zu wünschen übriglässt. "Die Arztpraxen müssen alle über einen Anschluss verfügen. Dort fehlt es aber oft am letzten Meter - egal bei welchem Netzanbieter", sagt Siegfried Jedamzik, Geschäftsführer der Bayerischen TelemedAllianz.
eHealth - Neue Möglichkeiten durch Digitalisierung
Die Veranstalter boten den rund 600 anwesenden Medizinern, Studenten, Ministern, Kostenträgern sowie industriellen Anbietern ein umfangreiches Programm mit hochrangigen Referenten und Diskutanten. Viele Roundtables beschäftigten sich mit neuen Lösungen, die zunehmend auch auf Digitalisierungsmodellen und Big Data basieren. Themen waren unter anderem:
Gesundheitspolitische Fragestellungen und Entwicklung
Neueste telemedizinische Technologien
Nationale und internationale Best Practices
Lösungen in der Notfallversorgung
Die Verzahnung von ambulanter und stationärer Patientenversorgung
Neue Versorgungsmodelle
Medizintourismus
eHealth in der Pflege
Online-Sprechstunden
Wearables
Startup-Szene in der Telemedizin
Big Data EU-DSGVO
Die Aussteller zeigten neben Softwarelösungen auch medizinische Hilfsmittel, wie beispielsweise einen Roboter, der eine Ultraschall-Ferndiagnose dadurch ermöglicht, indem er die Daten, die er während der Ultraschalluntersuchung generiert hat, über das Internet an einen Arzt übermittelt.
Wie jedes Jahr verlieh die Bayerische TelemedAllianz gemeinsam mit dem Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege auf der Veranstaltung den Bayerischen Innovationspreis Gesundheitstelematik. Den ersten Platz nahm die Neuro GransData (NTD) GmbH mit nach Hause. Ausgezeichnet wurde deren Web-basierte Datenbank "DESTINY" (DatabasE-assiSted Therapy decIsioN support sYstem). Sie unterstützt unter Einbindung von Machine Learning und künstlicher Intelligenz einen Praxisverbund von aktuell 78 neurologisch/psychiatrischen Arztpraxen und deren Patienten bei der Suche nach der für den Patienten optimalen Therapieform.
Manchmal muss Telemedizin aber auch gar nicht der große Wurf sein. "Für uns wäre es schon ein Fortschritt, wenn es die Möglichkeit gäbe, sich zum Beispiel per WhatsApp oder Skype mit seinem Arzt in Verbindung zu setzen. Das würde den für uns oft beschwerlichen Weg in die Praxis ersparen", sagt Daniel Koller, stellv. Sprecher der Regionalgruppe Ingolstadt des Bundesverbands Poliomyelitis e.V., einem Interessenverband von Personen mit Kinderlähmungsfolgen.