KUVB-CIO Jürgen Renfer

Digitale Kollaboration und analoge Welt verschmelzen

25.01.2021
Von 
Karen Funk ist Senior Editor beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Ihre inhaltlichen Schwerpunkte sind IT-Karriere und -Arbeitsmarkt, Führung, digitale Transformation, Diversity und Sustainability. Als Senior Editorial Project Manager leitet sie zudem seit 2007 den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT ein. Zusammen mit einer Kollegin hat sie eine COMPUTERWOCHE-Sonderedition zu Frauen in der IT aus der Taufe gehoben, die 2022 zum 6. Mal und mit dem erweiterten Fokus Diversity erschienen ist.
Viele IT-Entscheider hätten 2020 ihre digitale Reifeprüfung bestanden, findet Jürgen Renfer. Der CIO der KUVB glaubt an neue Formen der Zusammenarbeit und sieht die IT-Entscheider in einer Schlüsselrolle.
Jürgen Renfer, CIO und CISO KVUB und der Bayerischen Landesunfallkasse: "Wir alle müssen organisationssoziologische Strukturen für neue Arbeitsformen schaffen."
Jürgen Renfer, CIO und CISO KVUB und der Bayerischen Landesunfallkasse: "Wir alle müssen organisationssoziologische Strukturen für neue Arbeitsformen schaffen."
Foto: Armin Weiler

Im Corona-Jahr konnten CIOs zeigen, ob sie gerüstet sind und mit Krisen umgehen können. Jürgen Renfer, CIO und CISO der Kommunalen Unfallversicherung Bayern (KUVB) und der Bayerischen Landesunfallkasse (Bay. LUK), ist überzeugt, dass New Work künftig völlig neue Formen digitaler Zusammenarbeit hervorbringen könne, weit über die Informationstechnologie hinaus.

Denkbar seien beispielsweise eine neue Balance zwischen Beruf und Freizeit, neue Büro- und Wohnkonzepte, die Entflechtung von Metropolen, veränderte Mobilitätsanforderungen. Hier könnte die Pandemie vielleicht sogar helfen, Vorbehalte abzubauen und durch Technologie Synergien etwa im Bereich Ökologie und Ökonomie zu entwickeln.

"Diese Entwicklung wird auch davon abhängen, ob wir unsere weltweit führende analoge Infrastruktur wie Verkehrswege bei digitalen Infrastrukturen ebenfalls erreichen können", so Renfer. Er meint konkret die flächendeckende Breitbandversorgung über Glasfaser sowie 5G. "Dies ist dafür unabdingbare Voraussetzung und muss jetzt konsequent weiter vorangebracht werden."

New Work und Networking

Konkrete Prognosen zu Arbeit 4.0 hält Renfer aber generell für eher schwierig. Seiner Meinung nach kommt es auf die individuelle Situation jeder Branche und jedes einzelnen Unternehmens an. Und er sieht hier nicht nur HR in der Pflicht: "Wir alle werden gefordert sein, stimmige organisationssoziologische Strukturen für neue Arbeitsformen und -modelle zu schaffen." Technologische Werkzeuge könnten Arbeit 4.0 zwar voranbringen, volle Wirksamkeit würden sie aber erst im interdisziplinären Diskurs entfalten.

Er rechnet eher mit einem "bunten Werkzeugkasten", aus dem CIOs geeignete Elemente identifizieren und unternehmensspezifisch kombinieren können. "Insoweit wird Networking voraussichtlich noch wichtiger als bisher werden", sagt Renfer und geht davon aus, dass die digitale Kollaboration sowie deren Zusammenwachsen mit der analogen Welt entscheidend sein werde - und zwar deutlich über ein paar virtuelle Videokonferenzräume hinaus.

"CIOs könnten dabei als Lotsen digitale Wege aufzeigen und den Rahmen abstecken, um AnwenderInnen wie EntscheiderInnen im Turbo-Modus in deren digitale Autonomie zu führen", ist Renfer überzeugt. Ihm helfe dabei sein langjähriges Motto: "Human first, digital second."