PredicTech-Event

Digital-Diskurs im Münchner Google-Office

24.09.2018
Von Florian Kurzmaier
Einen ganzen Tag lang drehte sich die Diskussion beim neuen Event-Format PredicTech, das COMPUTERWOCHE und Google Cloud gemeinsam an den Start gebracht haben, alles um die Herausforderungen der Digitalisierung.

Es war ein Veranstaltungsformat, welches das Prädikat "etwas anders" durchaus verdient hat. "Anders" hieß für die knapp 60 Teilnehmer im "Isar Valley", einem Networking-Space im Münchener Google Office, vor allem eines: Diskussion. Und Diskussionen gab es reichlich zu erleben. Im Fokus waren dabei die wichtigsten Themen und Technologien, die im Moment die Digitale Transformation treiben. Von Künstlicher Intelligenz über Cloud und Customer Centricity bis hin zu Security konnten sich die Teilnehmer mit fachkundigen Speakern und Experten austauschen und so voneinander lernen.

In verschiedenen Runden diskutierten die Teilnehmer mit Experten über die Herausforderungen der Digitalen Transformation.
In verschiedenen Runden diskutierten die Teilnehmer mit Experten über die Herausforderungen der Digitalen Transformation.

Cloud Migration und Digitalisierungshürden

Nach einer kurzen Begrüßungs-Keynote durch die Gastgeberin und neue Managing Director von Google Cloud DACH, Anette Maier, ging es für die Teilnehmer in die erste Session. Die Kernfrage: Wie gelingt der Weg in die "Wolke"? Die drei Diskutanten Harald Greiner (Vice President IT, Technology & Sourcing, Holtzbrinck Publishing Group), Kathrin Kronberg (Group IT, Head of Business Relationship and Product Portfolio Management, BMW Group) und Sven Schaefer (Business Development, Rackspace) waren sich darüber einig, dass es für erfolgreiche Cloud-Migrationen keine Musterrezepte gibt.

Die Frage, ob "Lift & Shift", also die direkte Migration, der beste Weg in die Cloud sei, beschäftigte dagegen sowohl die Speaker, als auch die Teilnehmer mehr. Zwar lassen sich im "Lift & Shift"-Verfahren schnell Ergebnisse erzielen und Altsysteme in die Cloud umziehen; dafür kommt in vielen Fällen die Modernisierung, Standardisierung und Verschlankung zu kurz. Je sauberer Migrations-Szenarien aufgeplant und im Anschluss tatsächlich umgesetzt werden, desto besser werden die Ergebnisse - da waren sich die Diskutanten einig.

Dass es bei der Digtialen Transformation an den verschiedensten Stellen Hindernisse zu überwinden gilt, ist kein Geheimnis: Strategien, Prozesse, Change, Technologien, Skills, Recruiting oder Up- und Reskilling sind nur einige der Stichwörter, um die es rund um die erfolgreiche Gestaltung der vielschichtigen Transformationsprozesse geht. Über genau diese Themen diskutierten im Rahmen eine Workshops Stefanie Kemp (Group Director Transformation & Innovation, Lowell Financial Services), Florian Kunze (CIO Höhenrainer Delikatessen, Speaker & Business Profi) und Prof. Dr. Johannes Habel (Associate Professor and Co-Director of the Hidden Champions Institute, ESMT Berlin) bei PredicTech mit den Teilnehmern. Die größten Hindernisse sind in erster Linie "weiche" Faktoren wie fehlende Bereitschaft zur Veränderung, mangelnde Skills oder Kommunikation - weniger die eingesetzten Technologien.

Annette Maier, Managing Director von Google Cloud DACH, begrüßte als Gastgeberin die Teilnehmer im Münchner Google-Office.
Annette Maier, Managing Director von Google Cloud DACH, begrüßte als Gastgeberin die Teilnehmer im Münchner Google-Office.

Gerade mit Blick auf die Veränderungen im Arbeitsmarkt, die sich durch die Digitale Transformation im Recuiting ergeben, braucht es nach Meinung der Diskutanten vor allem hier Veränderungen. Vertrauen ist beispielsweise für Höhenrainer-CIO Kunze ein wesentlicher Faktor. Beim mittelständischen Lebensmittelhersteller haben die Auszubildenden die Verantwortung für die Gestaltung und Betreuung des Webshops - ein Vertrauensvorschuss, der in steigenden eCommerce-Umsätzen resultiert.

Auch die Frage danach, wie mit Mitarbeitern, deren Veränderungswille sich mit Blick auf neue Technologien, Methoden und Arbeitsformen in Grenzen hält, umgegangen werden soll, wurde kontrovers debattiert. Die Mehrheit der Diskutanten und Teilnehmer sah die größte Chance für einen erfolgreichen Change darin, konsequent und stringent zu kommunizieren, zu coachen sowie Sinn und Ziel der Veränderung klar herauszuarbeiten.

Security, Kundennähe und KI: Entscheidende Digitalisierungs-Faktoren

Um Kundenzentrierung ging es dann bei PredicTech in einer spannenden Podiums-Diskussion, bei der Florian Gmeinwieser (Head of Digital Business West Europe, Hilti) und Christian Niederhagemann (vormals CIO - Group Vice President Information Technology, MANN+HUMMEL GmbH) gemeinsam mit Stephan Nies (Head of Data Engineering, Deloitte Analytics Institute) und Michael Reiserer (Co-Founder, ApiOmat) als Diskutanten ihr Know-how mit den Teilnehmern teilten. Die Quintessenz: Ohne seine eigenen Aktivitäten vom Kunden her zu denken, zu planen und umzusetzen, geht es nicht. Die Kunst ist dabei zuvorderst, die internen und externen Kunden vertrauensvoll und ehrlich zu beraten bzw. zu coachen.

Ebenfalls im Sinne von "Ohne geht es nicht" ging es bei PredicTech auch um Security, speziell um die Frage: Make or buy? Thorsten Hallermeier (Leiter Bereich Organisation und IT, Deutscher Sparkassen Verlag GmbH), Robert Ondrus (Senior Group IT Manager Europe, OSI International Holding GmbH) und Dr. Johannes Wechsler (Geschäftsführer, MediaMarktSaturn IT Solutions) sprachen auf dem Panel mit CW-Chefredakteur Heinrich Vaske und Mike Hart (VP Central Europe, FireEye).

Dabei ging es nicht nur darum, ob nun selber machen oder einkaufen die bessere Variante für die Implementierung von Security ist, sondern auch, wie sich Threat-Szenarien verändert haben und welche Anforderungen es an eine Cyber-Security-Strategie zu richten gilt. Auf die Frage, ob die Panelisten bereits selbst Opfer einer Ransomware-Attacke waren, hoben nach anfänglicher Zurückhaltung auch im Publikum einige Teilnehmer die Hand.

Networking und Austausch standen Bei PredicTech im Mittelpunkt
Networking und Austausch standen Bei PredicTech im Mittelpunkt

Gerald Götz (Geschäftsbereichsleiter Technologiemanagement, Städt. Klinikum München GmbH) erklärte im Rahmen eines kurzen Live-Interviews den Teilnehmern, wie er mit mal sanftem, mal weniger sanftem Druck seine Chefärzte zu digitalen Dokumentenworkflows gezwungen hat. Je heftiger die Auseinandersetzung, so Götz, desto besser und langlebiger seien im Nachgang die Freundschaften mit den betreffenden Ärzten geworden.

Ebenfalls aus dem Public-Sektor, genauer gesagt aus der Forschung, kam dann der letzte Live-Interview-Partner des Tages, Dr. Hans Pongratz (Geschäftsführender Vizepräsident IT-Systeme & Dienstleistungen, TU München). Er erläuterte den Teilnehmern, wie er und sein Team die Vision einer Digitalen Hochschule umgesetzt haben und dabei durch Datenanalyse das Lehrangebot und die Individualisierung für die Studierenden verbessern konnten.

Ein Deep-Dive in die Welt der Mustererkennung von Googles Machine-Learning Experte Dr. Sören Petersen rundete mit einer kleinen Live-Demo des ML-Frameworks "Vision API" die Erstausgabe von PredicTech genauso ab, wie der launige Abschluss-Vortrag von TRENDBEOBACHTER. Matthias Haas.