PC & Peripherie

Das bremst Ihren Windows-PC aus

09.10.2021
Von Michael Rupp
Wenn Windows stockt, kann das viele Ursachen haben. Häufige Systembremsen sind defekte Treiber-Updates, strauchelnde Festplatten oder Konfigurationsfehler. Mit dieser Checkliste und den Tools dazu finden Sie die Leistungsfresser.
Viele Performance-Bremsen lassen sich mit wenigen Tricks lösen.
Viele Performance-Bremsen lassen sich mit wenigen Tricks lösen.
Foto: Bastian Weltjen - shutterstock.com

Eigentlich, so finden Sie, müsste Ihr Rechner schneller laufen? Es gibt verschiedene Ansatzpunkte, ein träges System wieder flink zu machen. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Leistungsblockaden aufspüren und Ressourcenfresser beseitigen. Beginnen Sie mit der ersten Maßnahme und prüfen Sie, ob sie Wirkung zeigt. Wenn nicht, geht es mit dem nächsten Tipp weiter.

Sauberer Neustart kann Probleme beheben

Der erste Schritt beim Drücken aufs Gaspedal ist vermeintlich banal: Starten Sie Windows vollständig neu. Dazu gehen Sie im neuen Startmenü von Windows 11 auf "Ein/Aus" und klicken bei gedrückter Umschalt-Taste auf "Herunterfahren".

Alternativ öffnen Sie mit Win-R den "Ausführen"-Dialog, geben in das Textfeld

shutdown /g /f /t 0

ein und bestätigen mit Enter.

Ohne die Umschalttaste oder den Shutdown-Befehl beendet Windows das Betriebssystem nicht vollständig, sondern springt beim Neustarten oder Herunterfahren nur in den Schnellstartmodus. Gerätetreiber werden dann auch über viele Windows-Starts hinweg nicht neu initialisiert. So können manche Probleme trotz Neustart bestehen bleiben.

Grafikkarten-Treiber als Ursache für Tempoeinbußen prüfen

Der Leistungsverlust Ihres Windows-Systems wird möglicherweise durch Treiberprobleme verursacht. Haben Sie kürzlich einen neuen Treiber installiert oder ein Update durchgeführt? In Betracht kommen insbesondere fehlerhafte oder veraltete Treiber für die Grafikkarte. Um die Störung zu beseitigen, empfiehlt es sich, den Treiber zu aktualisieren.

Sehen Sie zuerst im Bedientool der Grafikkarte nach. Es ist über einen Eintrag im Startmenü oder ein Symbol auf der Taskleiste rechts unten neben der Windows-Uhr erreichbar. Das Programm informiert Sie über die Treiberaktualität und sagt Ihnen, ob ein Update zur Verfügung steht. Die Installation lässt sich dann direkt ausführen. Werden Sie im Bedientool nicht fündig, laden Sie den Treiber direkt von der Internetseite des Herstellers und installieren ihn. AMD, Nvidia und Intel bieten dazu Treiber als Komplettpaket an.

Handlungsbedarf besteht auch, wenn Windows nach einer missglückten Grafikkartentreiberinstallation schwächelt. Versuchen Sie dann eine Deinstallation des bisherigen Treibers, bevor Sie das Treiberpaket erneut einrichten. Überreste der fehlerhaften Treibersoftware lassen sich mit Display Driver Uninstaller beseitigen. Die Freeware tilgt neben dem Treiberordner auch die Registry-Einträge aus dem System. Checken Sie außerdem die Treiber für die übrigen Geräte. Das Windows-Update findet in den meisten Fällen keine neuen Treiber. Immerhin unterstützt Sie Windows 11 mit der Suchfunktion im Geräte-Manager, den Sie über die Suche im neuen Startoder im Suchmenü aufrufen. Suchen Sie in der Liste nach einem Eintrag, der sich auf die jeweilige Hardware bezieht, etwa "Netzwerkadapter -› Realtek…". Klicken Sie doppelt auf das Gerät und auf "Treiber -› Treiber aktualisieren -› Automatisch nach aktueller Treibersoftware suchen". Wird kein Treiber-Update angeboten, suchen Sie auf der Website des Hersteller.

Hilfe bei der Treibersuche bietet Dumo . Die werbefinanzierte Freeware zeigt an, für welche PC-Komponenten neuere Treiber zu haben sind.

Performance-Check für SSD-Laufwerke und Festplatten

Im Konfigurationstool zur Grafikkarte – im Bild das Tool Geforce Experience – finden Sie heraus, ob eventuell ein aktualisierter Treiber zur Installation bereitsteht (siehe im Rahmen links oben).
Im Konfigurationstool zur Grafikkarte – im Bild das Tool Geforce Experience – finden Sie heraus, ob eventuell ein aktualisierter Treiber zur Installation bereitsteht (siehe im Rahmen links oben).

Solid State Disks oder kurz SSDs sind einer der wichtigsten Tempomacher für Windows. Ihre Speicherzellen haben zwar eine begrenzte Lebensdauer, doch die Controller-Software des Laufwerks verhindert durch verteilte Schreibzugriffe übermäßigen Verschleiß.

Um einen Defekt als Grund für PC-Leistungseinbußen auszuschließen, empfiehlt es sich trotzdem, den SSD-Gesundheitszustand zu kontrollieren. Installieren Sie das Hersteller-Tool zu Ihrer SSD, etwa Crucial Storage Executive für SSD-Produkte von Crucial, Samsung Magician für Samsung- SSDs oder Sandisk SSD Dashboard für Sandisk-Laufwerke. Die Tools zeigen den SSD-Status an: Smart-Diagnosedaten, Temperatur, Total Bytes Written und Hinweise auf Firmware-Updates. Anhand der TRIM-Einstellung ermitteln die Tools, ob Optimierungsbedarf besteht. TRIM wirkt einer allmählichen SSD-Verlangsamung durch Abnutzung entgegen. Ergänzend können Sie noch Diagnosetests durchführen und den Cache- oder Rapid-Modus aktivieren. Letzterer beschleunigt Schreibvorgänge, kann aber Datenverlust zu Folge haben, wenn der Strom ausfällt.

Wichtig: Herstellertools unterstützen nur Laufwerke ihrer Marke. Haben Sie Ihren PC mit SSDs verschiedener Hersteller ausgestattet, müssen Sie mehrere Tools parallel installieren. Das Gratis-Tool Crystaldiskinfo Portable überwacht alle Laufwerke Ihres Rechners. Es zeigt die Zustandsdaten von SSDs und Festplatten an, warnt bei wahrscheinlichen Ausfällen und ist nicht auf eine bestimmte Marke beschränkt. Vom selben Entwickler stammt das kostenlose Crystaldiskmark .

Dieses Tool testet die Lese- und Schreibgeschwindigkeit Ihrer Laufwerke. Auf Tempotests bei SSDs spezialisiert ist die Freeware AS SSD Benchmark. Weichen die Ergebnisse nicht stark von den Sollwerten des Geräteherstellers ab, ist alles in Ordnung.

Bremsen beim Windows-Start identifizieren und lösen

Die Tools der SSD-Hersteller wie Sandisk SSD Dashboard erkennen kränkelnde SSD-Laufwerke, fehlende Firmware- Updates und weisen auch auf Optimierungsbedarf über die TRIM-Funktion hin.
Die Tools der SSD-Hersteller wie Sandisk SSD Dashboard erkennen kränkelnde SSD-Laufwerke, fehlende Firmware- Updates und weisen auch auf Optimierungsbedarf über die TRIM-Funktion hin.

Eventuell arbeitet Windows gar nicht langsamer, nur der Startvorgang zieht sich immer mehr in die Länge. Dafür zeichnen sich die Programme und Dienste verantwortlich, die sich im Rahmen ihrer Installation meist ungefragt für einen automatischen Start beim Hochfahren des Rechners registrieren. Sie laufen dann im Hintergrund und verbrauchen Arbeitsspeicher und Rechenleistung.

Manche Software nutzt den Autostart für Update-Checks, Adobes Creative Cloud lädt Lizenzmanager sowie Online-Zugriffsmodule, und Acronis True Image befördert für alle möglichen Aufgaben sogar fünf Programme in den Speicher. Dadurch kann es gefühlt eine Ewigkeit dauern, bis der PC auf Eingaben reagiert.

Bei Antivirentools und Programmen zur Cloudsynchronisation wie Onedrive ist der Autostart zur Erfüllung ihrer Aufgaben nötig. Aber nicht jede Software muss bereits kurz nach dem Windows-Start verfügbar sein. Programme, die Sie beim Hochfahren des Rechners nicht direkt benötigen, sollten Sie vom Autostart ausschließen. Ermitteln Sie zunächst, welche Prozesse das System am stärksten verlangsamen.

Windows hat in der Ereignisanzeige unter "Windows-Verwaltungsprogramme" im Startmenü eine Stoppuhr für die Bootzeit eingebaut. Klicken Sie in der linken Spalte jeweils doppelt auf "Anwendungs- und Dienstprotokolle" und auf "Microsoft -› Windows -› Diagnostics-Performance -› Betriebsbereit". Klicken Sie auf die Spaltenüberschrift "Ereignis-ID". Scrollen Sie in der Liste zur Ereignis-ID 100 - diese Protokolleinträge beziehen sich auf Startvorgänge. Wenn Sie auf eine Meldung klicken, sehen Sie unten hinter "Startdauer" die benötigte Zeit in Millisekunden.

Vorgänge, die den Start von Windows stark verlangsamen, stehen im Protokoll mit der Ereignis-ID 101 bis 199. Markieren Sie einen Eintrag und sehen Sie unten auf die Problembeschreibung.

Eine einfachere Bewertung, welche Programme den PC-Start bremsen, enthält der Task-Manager. Sie starten ihn per Rechtsklick auf den Startmenü-Button und "Task-Manager". Klicken Sie, falls angezeigt, auf "Mehr Details" und auf "Autostart". Wichtig ist die Spalte "Startauswirkungen": Hier liefert Windows eine Einschätzung, wie stark ein Programm den Bootvorgang abbremst. Mit einem Rechtsklick auf den Spaltentitel "Startauswirkungen" blenden Sie Zusatzinfos ein. Praktisch ist "CPU beim Start", die Ihnen die Auslastung des Prozessors beim Öffnen des Programms anzeigt.

Um eine Software vom Start auszuschließen, klicken Sie den Eintrag mit der rechten Maustaste an und wählen im Kontextmenü "Deaktivieren". Windows 11 lädt das Programm ab sofort nicht mehr mit. Stellen Sie fest, dass Sie es doch benötigen, macht ein Rechtsklick und "Aktivieren" die Änderung rückgängig.

Im Task-Manager unter „Autostart“ und in der Einstellungen-App unter „Apps –› Autostart“ reduzieren Sie die Liste selbststartender Programme auf das Wichtigste.
Im Task-Manager unter „Autostart“ und in der Einstellungen-App unter „Apps –› Autostart“ reduzieren Sie die Liste selbststartender Programme auf das Wichtigste.

In der Einstellungen-App hat Microsoft ein weiteres Schaltpult für Autostarteinträge integriert: Klicken Sie auf "Apps" und links auf "Autostart".

Zwei Tools unterstützen Sie beim Optimieren der Autostarteinträge: Das für Privatnutzer kostenlose Bootracer stoppt die Bootdauer des Betriebssystems und zieht dabei die Zeit für die Passworteingabe ab. Setzen Sie Bootracer vor und nach dem Bearbeiten der Autostarteinträge ein. So erhalten Sie ein realistisches Bild, was die Aktion gebracht hat. Die Freeware Autoruns vom Microsoft kann überflüssige Autostarteinträge nicht nur deaktivieren, sondern auch löschen. So bleibt die Autostartliste übersichtlich.

Das Ausführen von Apps im Hintergrund abschalten

Klassische Windows-Programme laufen nach dem Start grundsätzlich im Hintergrund weiter. Sie können so Daten online laden, Berechnungen durchführen oder einfach auf Benutzeraktionen warten. Das alles verursacht CPU-Last, führt oft zu vermehrten Festplattenzugriffen und zehrt bei Notebooks am Akku. Zumindest bei Apps aus dem Microsoft-Store konnten Sie unter Windows 10 die Hintergrundaktivitäten über die Einstellungen-App einschränken. Diese Möglichkeit existiert unter Windows 11 nicht mehr, die Suche nach den "Hintergrund- Apps" liefert keinen Treffer mehr.

Datenballast im Temp-Ordner über Bord werfen

Deinstallieren Sie Software, die Sie überhaupt nicht mehr benötigen. Sie verhindern dadurch, dass etwaige Hintergrundmodule das System ausbremsen. Gehen Sie die Liste der installierten Software in der Einstellungen-App unter "Apps" durch. Achten Sie dabei auf Antivirenprogramme: Haben Sie davon mehrere gleichzeitig auf dem Rechner, kommen sich die Hintergrundmodule in die Quere. Das wirkt sich negativ auf die Sicherheit und Leistung Ihres PCs aus.

Die nächste Optimierungsmaßnahme betrifft den Dauerbrenner temporäre Dateien. Während Windows den eigenen Datenmüll recht zu verlässig entfernt, lassen Anwendungen und Tools Dateireste oft in großer Zahl zurück. Sie verbrauchen Speicherplatz auf der Systemplatte und bremsen Programme beim Erstellen neuer Dateien im Temp-Systemordner aus. Das Aufräumen des Temp-Ordners kann sich positiv auf die Reaktionsgeschwindigkeit von Windows auswirken.

Welche Daten derzeit in Ihrem Temp-Ordner schlummern, finden Sie im Explorer durch Eingabe von "$temp$" in die Adressleiste heraus. Bestätigen Sie mit der Enter-Taste. Theoretisch können Sie nun mit Strg-A alle Einträge markieren und durch Drücken der Entf-Taste löschen. Allerdings kann der Explorer nicht erkennen, ob Dateien für die laufende Windows-Sitzung noch gebraucht werden.

Windows 11 bietet wie schon die Vorgängerversion die „Speicheroptimierung“, die automatisch Speicherplatz freigibt und temporäre Dateien löscht.
Windows 11 bietet wie schon die Vorgängerversion die „Speicheroptimierung“, die automatisch Speicherplatz freigibt und temporäre Dateien löscht.

Einfacher ist es, wenn Sie die Bereinigung der automatischen Speicheroptimierung von Windows überlassen. Dazu klicken Sie in der Einstellungen-App auf "System" und rechts auf "Speicher". Schieben Sie den Schalter bei "Speicheroptimierung" nach rechts und schalten ihn damit ein ("Ein"). Über den weiteren Dialog legen Sie fest, wann, wie oft und auf welchen Datenträgern die Windows-Automatik aktiv werden soll. Auch die übrigen Schalter darunter passen Sie für Sie nach Bedarf an.

Scrollen Sie im Anschluss ganz nach untern und klicken Sie auf "Jetzt bereinigen". Schließen Sie den Dialog - Windows führt die Bereinigung künftig im Wunschintervall durch.

Systemoptimierung: Diese Massnahmen bringen wenig ?? ??

So mancher ultimative Tuning-Ratschlag entpuppt sich als Luftnummer. Die folgenden Optimierungs-Tipps können Sie sich getrost sparen: ??

Ein-Klick-Tuning: Manche Optimierungstools versprechen, Windows mit einem Klick umzukrempeln und spürbar zu beschleunigen. Meist steht am Anfang eine Analyse des Systemzustands, die als Ergebnis eine große Zahl an vermeintlichen Fehlern anzeigt, die das Tool beheben will. Mit einem Klick lassen sich diese "Störungen" beseitigen. Bei der automatischen Volloptimierung riskieren Sie sogar, Ihr System kaputt zu reparieren. Außerdem ist vieles von dem, was als Problemlösung vorgeschlagen wird, schlichtweg überflüssig. ??

Schriften entfernen: 200, 300 oder 500 installierte Schriftarten bringen Windows nicht aus dem Trott. Nachteilig wirkt sich die Fülle an Fonts allenfalls auf die Übersicht bei der Schriftartauswahl aus. Flotter arbeitet das System durch das Löschen nicht benötigter Schriftdateien nicht. ??

Registry aufräumen: Registry-Defragmentierer wollen Windows durch Ausmisten der Registrierungsdatenbank schneller machen. Die Tools entfernen ungültige oder verwaiste Einträge und speichern die Datenbank ab. Der Vorgang reduziert zwar die Größe der Registry, positive Auswirkungen auf die PC-Geschwindigkeit bleiben aber meist aus. ??

Laufwerke defragmentieren: SSDs brauchen keine Defragmentierung - sie verkürzt sogar die Lebensdauer. Klassische Festplatten räumt Windows einmal pro Woche automatisch auf. Manuelles Defragmentieren ist dadurch meist überflüssig. Feedback an PC-WELT

(PC-Welt)