Cisco kauft AppDynamics für 3,7 Milliarden Dollar

Cisco Meeting-Lösung Spark geht in die zweite Runde

26.01.2017
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Cisco hat die Version 2.0 seiner Collaboration Suite Spark vorgestellt. Die Cloud-Lösung integriert Chat-, Konferenz- Video und Telefoniefunktionen. Unter der Bezeichnung Cisco Spark Board ist zudem ein digitales Whiteboard erhältlich. Ferner kauft Cisco den Application-Perfomance-Management-Hersteller AppDynamics.
Ciscos Spark Board ist Videokonferenz-, Whiteboard- und Telefonielösung.
Ciscos Spark Board ist Videokonferenz-, Whiteboard- und Telefonielösung.
Foto: Cisco

Ein einfacheres und effizienteres Gestalten von Meetings verspricht Cisco mit Spark 2.0. Dazu richtet der User virtuelle Besprechungsräume in der Cloud ein. Alle Inhalte die dort besprochen, gezeigt oder geteilt werden, speichert das System automatisch, so dass der lästige Job des Protokollführens entfällt. Die Collaboration Suite integriert Chat-, Konferenz-, Video- und Telefonie- sowie Content-Sharing-Funktionen. Das ergänzende Cisco Spark Board offeriert zudem Funktionen für Videokonferenzen, das Teilen von Inhalten, Präsentationen und Whiteboarding. Laut Cisco lassen sich mit Spark Medienbrüche über den gesamten Meeting-Prozess hinweg vermeiden - von der Terminvereinbarung über die Vorbereitung und die Durchführung bis hin zur Nachbereitung.

Offene APIs

Spark selbst ist im Prinzip eine Cloud-App, die für Windows (ein Support von Windows Mobile wir noch eruiert), iOS und Android verfügbar ist. Ferner ist der Service in WebRTC-fähigen Browsern wie etwa Firefox nutzbar. Eine Chrome-Unterstützung soll folgen. Zudem füge sich die App in die Umgebung von Cisco-Videoendgeräten ein. Mit Blick auf den Wettbewerber aus Redmond und seinem Surface Hub betont man bei Cisco die Offenheit der eigenen Lösung. So lasse sich die Anwendung über offene APIs erweitern und an spezifische Bedürfnisse individuell anpassen. Verschiedene Erweiterungen stehen dazu bereits auf einer Spark-eigenen Seite zur Verfügung. Dazu zählen beispielsweise Box, Dropbox, GitHub, Google Drive, Jira, OneDrive, Salesforce Alerts, Twitter, SmartSheet, Splunk, ServiceNow sowie verschiedene Übersetzungs-Tools und Wörterbücher.

Ist das Spark Board das bessere Surface Hub?

Per Ultraschall erkennt das Spark Board den Client auf dem Handy.
Per Ultraschall erkennt das Spark Board den Client auf dem Handy.
Foto: Cisco

Neu ist auch das Cisco Spark Board, das in einer 55- und 70-Zoll-Version erhältlich ist. Für das Modell mit 55 Zoll sind knapp 5.000 Dollar zu veranschlagen. Damit ist das Einstiegsmodell genauso groß wie Microsofts kleines Surface Hub. Microsofts zweites Surface Hub ist dagegen mit 84 Zoll deutlich größer. Im Gegensatz zu den Microsoft-Modellen verfügen alle Spark Boards über ein 4k-Panel und 4k-Kamera. Zudem warten die Geräte mit einem Array aus zwölf Mikrofonen auf. Dies soll ein besonders gutes Verfolgen des jeweils aktiven Sprechers ermöglichen. Ferner verfügt das Board noch über eine andere Besonderheit: Der Anwender muss sich nicht an dem Spark Board anmelden. Vielmehr ermöglicht Cisco Spark Proximity die automatische, drahtlose Vernetzung der auf einem Mobilgerät installierten App mit einem Spark-Raumsystem. Dies funktioniert, sobald der mobile Nutzer den Raum betritt. Mit Proximity wird der Spark Client auf dem Handy also von jedem Spark Board oder anderem Cisco-Videogerät automatisch erkannt, sobald er in der Nähe ist. Das erspart das das manuelle Anmelden.

Ultraschall statt Funk

Zur Realisierung der Proximity-Funktion geht Cisco auf den ersten Blick einen ungewöhnlichen Weg: Statt Bluetooth, WLAN, NFC oder ein anderes Funkverfahren zu nutzen, setzt das Unternehmen auf Ultraschall. Ein cleverer Ansatz, denn so umgeht Cisco mögliche Sicherheitsprobleme, denn das Ultraschall-Signal sei nur innerhalb des Raumes zu empfangen - ein Abhören aus dem Nebenraum also nicht möglich. Zudem sei so eine größtmögliche Kompatibilität gewährleistet, denn jedes Smartphone und Tablet besitze ein Mikrofon.

Whiteboarding aus der Cloud

Spark kann unterwegs auch per Mobilfunknetz genutzt werden.
Spark kann unterwegs auch per Mobilfunknetz genutzt werden.
Foto: Cisco

Auch wenn das Spark Board für Rowan Trollope, Senior Vice President und General Manager IoT und Applications bei Cisco, "ein einzigartiges und revolutionäres Produkt ist, weil es drei Geräte in einem vereint, nämlich Wireless Presentation, Whiteboard und Videoconferencing der nächsten Generation", benötigt der Anwender es nicht unbedingt. Das Whiteboarding mit mehreren Teilnehmern funktioniert auch mit Smartphone, Tablet oder Laptop. Dazu benötigt der Anwender beispielsweise im Gegensatz zu den TelePresence-Systemen keine teure Hardware wie Video-Bridges etc. Spark ist als Cloud-Lösung konzipiert. Für eine Videokonferenz mit einer Auflösung von 1080p30 benötigt der Anwender eine Bandbreite von rund 1,7 Mbit/s, eine Schaltung mit 720p kommt laut Cisco bereits mit 268 kbit/s aus. Damit sei auch die Benutzung über Mobilfunknetze möglich.

Das erforderliche Abo für den Cloud-Service kostet in Verbindung mit dem Spark Board 160 Dollar. Bei den Abo-Modellen orientiert sich Cisco an der Tarifgestaltung von WebEx. So gibt es ähnlich wie bei WebEx mit Spark-Freemium auch ein kostenlose Version, die allerdings in Sachen Teilnehmerzahl und Funktionalität beschränkt ist. So funktionieren etwa nur Videocalls und Messaging.

Erste Praxiserfahrungen

Positive Erfahrungen mit Spark hat man beim IT-Systemhaus Computacenter gemacht. So berichtet Marc Herzmann, Cisco Unified Communication Leader bei Computacenter, " das Cisko Spark Board hat bei unseren ersten Testkunden für echte Begeisterung gesorgt". Ferner biete die automatische Speicherung der Inhalte einen echten Mehrwert gegenüber anderen Lösungen. Einen Haken hat Herzmann jedoch ausgemacht: "Eine Hürde für viele traditionelle kleine und mittelständische Unternehmen dürfte wohl sein, dass es sich bei Cisco Spark um eine reine Cloud-Lösung handelt. Die Geräte lassen sich zwar im Netzwerk installieren und mit vorhandenen Cisco-Technologien verbinden, doch wer die Collaboration-Funktionen nutzen will, braucht den Cloud-Service von Cisco." Wer sich aber mit den Cloud-basierten Services anfreunden könne, so der Computacenter-Experte weiter, erhalte mit Spark eine richtig gute Lösung.

Cisco kauft AppDynamics

Zeitgleich mit der Vorstellung von Spark wurde auch bekannt, dass Cisco ein weiteres Unternehmen kaufen will. Cisco will für 3,7 Milliarden Dollar das Startup AppDynamics übernehmen. Mit der Kaufofferte kam der Konzern knapp dem geplanten Börsengang des 2008 gegründeten Unternehmens zuvor. Das Unternehmen aus San Francisco gilt als Spezialist für das Application Performance Management. Nach der Übernahme soll AppDynamics unter der Führung des jetzigen CEOs David Wadhwani als neue Software Business Unit in Ciscos IoT- und Application Business Group integriert werden.