Duopol bei Browsern und im Cloud-Gaming

Britische Kartellbehörden nehmen Apple und Google ins Visier

28.11.2022
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Apple und Google beherrschen den Markt für mobile Ökosysteme. Für die britische Competition and Markets Authority (CMA) ist das Anlass genug, den Konzernen genauer auf die Finger zu schauen.
Die britische Competition and Markets Authority (CMA) will die Praktiken von Apple und Google unter die Lupe nehmen, ob beide Konzerne zu viel Marktmacht in mobilen Ökosystemen haben.
Die britische Competition and Markets Authority (CMA) will die Praktiken von Apple und Google unter die Lupe nehmen, ob beide Konzerne zu viel Marktmacht in mobilen Ökosystemen haben.
Foto: Ascannio - shutterstock.com

Apple und Google beherrschen als ein Duopol das mobile Ökosystem, stellte die Kartellbehörde CMA fest. Die beiden Unternehmen hätten Betriebssysteme, App-Stores und Browser auf mobilen Endgeräten vollständig unter Kontrolle, schrieben die Wettbewerbshüter in einer Mitteilung und kündigten eine offizielle Untersuchung an.

Grundlage bildet eine Studie, die die CMA bereits im vergangenen Jahr für den Markt der mobilen Ökosysteme aufgesetzt hatte. Erste Ergebnisse waren im Juni 2022 vorgelegt worden. Demzufolge verwendeten im vergangenen Jahr 97 Prozent aller britischen Internet-Nutzerinnen und -Nutzer Browser von Apple oder Google. Safari und Chrome seien in aller Regel vorinstalliert und beim Kauf von Geräten als Standard voreingestellt, kritisieren die Kartellwächter von der Insel. Das verschaffe den Anbietern einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Browsern.

Neben der Internet-Zugangssoftware hat die CMA auch Computerspiele im Blick - laut der Behörde ein milliardenschwerer Wirtschaftszweig im Vereinigten Königreich. Es gebe derzeit mehr als 800.000 Nutzer von Cloud-Gaming-Diensten in Großbritannien. Nun werfen die Wettbewerbshüter Apple vor, die weitere Verbreitung von Cloud-basierten Gaming-Diensten zu behindern, da das Unternehmen auch zukünftig an aus dem AppStore heruntergeladenen Spielen verdienen wolle. Cloud Gaming könne sich zu einer echten Bedrohung für Apples Position im App-Geschäft ausweiten.

Weniger Innovation - mehr Kosten

Im Rahmen ihrer Konsultationen der vergangenen Monate kamen die Wettbewerbshüter zu dem Schluss, dass weitergehende Untersuchungen über die Kräfteverhältnisse im Markt für mobile Ökosysteme nötig seien. Andere Browserhersteller, Webentwickler und Anbieter von Cloud-Gaming-Diensten hätten moniert, dass der Status quo ihren Unternehmen schade, Innovationen hemme und unnötige Kosten verursache.

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Auch hätten sich Webentwickler darüber beschwert, dass Apples Beschränkungen durch den AppStore zu zusätzlichen Kosten und Umständen führten. Bei der Erstellung ihrer Angebote hätten sie mit Fehlern und Störungen zu kämpfen und oft keine andere Wahl, als maßgeschneiderte mobile Apps zu erstellen - auch wenn eigentlich eine Website ausreichen würde, um die Spielenden zu beglücken.

Müssen Apple und Google ihre Praktiken ändern?

"Wir wollen untersuchen, ob die Bedenken, die wir gehört haben, gerechtfertigt sind", kündigte Sarah Cardell, Interims-Chefin der CMA, an. Wenn das der Fall sei, gelte es Schritte zur Verbesserung von Wettbewerb und Innovation in diesen Sektoren festzulegen. Dazu könnten auch rechtsverbindliche Anordnungen gehören, die Änderungen an den Praktiken von Apple und Google vorschreiben. "Wir wollen sicherstellen, dass die britischen Verbraucher die besten neuen mobilen Datendienste erhalten und dass britische Entwickler in innovative neue Anwendungen investieren können."

Mit den angekündigten Maßnahmen weitet die Kartellbehörde auf der Insel ihre Untersuchungen gegen die großen Internet-Konzerne aus. Die CMA kündigte zudem eine wettbewerbsrechtliche Untersuchung der Google-Regeln für den Zugang von Apps zur Auflistung im Play Store an. Insbesondere die Bedingungen, die Google für In-App-Zahlungen in bestimmten digitalen Produkten festlegt, sollen geprüft werden. Unabhängig davon hatte die Behörde bereits im März 2021 eine wettbewerbsrechtliche Untersuchung zu den App-Store-Bedingungen von Apple eingeleitet.

Apple und Google weisen Vorwürfe zurück

Das Management von Apple und auch von Google wiesen die Vorwürfe laut einem Bericht der BBC zurück. Das Android-Betriebssystem biete eine größere Auswahl an Apps und App-Stores als jede andere mobile Plattform, hieß es von Seiten Googles. Es ermögliche den Entwicklern, die Browser-Engine ihrer Wahl zu nutzen. Apple sagte, der App Store habe Millionen von Entwicklern dabei geholfen, ihre Ideen in Apps umzusetzen, was allein in Großbritannien Hunderttausende von Arbeitsplätzen geschaffen habe.

"Wir werden weiterhin konstruktiv mit der Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde zusammenarbeiten, um zu erläutern, wie unser Ansatz den Wettbewerb und die Auswahl fördert und gleichzeitig sicherstellt, dass die Privatsphäre und die Sicherheit der Verbraucher stets geschützt sind", so Apple weiter.