IT-Sicherheit

Beste Karrierechancen für Security-Experten

02.10.2019
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.
Die Digitalisierung beschert den ohnehin gefragten IT-Sicherheitsspezialisten beste Verdienstmöglichkeiten. Ihnen stehen vielfältige Jobofferten nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in der IT-Industrie und der öffentlichen Hand offen, wie unsere Stichprobe unter Ausstellern der it-sa zeigt.

Die Aufgaben von IT-Sicherheitskräften beschränken sich nicht mehr darauf, Angriffe auf das Firmennetz zu entdecken oder eine Firewall einzurichten. Im Zuge der zunehmenden Vernetzung werden Daten­sicherheit und -schutz zur Achillesferse vieler Unternehmen. Diese brauchen versierte IT-Experten, die Konzepte und Strategien für die IT-Sicherheit des Unternehmens entwickeln, aber auch Mitarbeiter, Management und Kunden beraten oder in Trainings bewusst machen können, wo Gefahren lauern und wie sie sich dagegen zu schützen vermögen.

IT-Experten gesucht

Da IT-Sicherheit alle IT-Produkte und -Services tangiert, sind Security-Profis überall gefragt. Laut Bitkom-Prognose, die von 82.000 offenen Stellen für IT-Spezialisten insgesamt ausgeht, suchen acht Prozent der Firmen explizit nach Security-Experten, 29 Prozent dagegen nach Software­entwicklern. Doch das Wissen um IT-Security ist auch bei Programmierern - ebenso bei Beratern und Netzexperten - ein wichtiger Teil des gesuchten Qualifikationsspektrums. Ohnehin etablieren sich auf IT-Sicherheit aus­gerichtete Studiengänge erst ganz allmählich. Viele derzeit beschäftigte Sicherheitsspezialisten haben einen anderen IT-Background und sind oft durch Fortbildungen in Eigeninitiative in einem IT-Sicherheitsberuf angekommen.

Der größte Arbeitgeber in der IT-Sicherheit

Einer der wichtigsten und größten Arbeitgeber für IT-Sicherheitsprofis ist das Bundesamt für Sicherheit in der Informa­tionstechnik (BSI) in Bonn. Seit seiner Gründung 1991 entwickelte sich die Behörde zum Kompetenzzentrum für Fragen der IT-Sicherheit und beschäftigt inzwischen rund 1000 Mitarbeiter. Wichtige Aufgaben sind Prä­vention sowie Aufklärung und die angemessene Reaktion auf Cyber-Angriffe. Künftig möchte das BSI mehr Aufgaben für die Bundesländer und Kommunen übernehmen, nicht zuletzt in der Beratung. Auch der Verbraucherschutz soll ausgebaut werden, da sich immer mehr Bürger mit Fragen an das BSI wenden. Ein Call-Center für Verbraucher existiert bereits. "Im Koalitionsvertrag sind neue Aufgaben für das BSI vorgesehen, für die wir in dem Jahr 350 neue Stellen erhielten", sagt Nicolas Stöcker, der beim BSI im Referat für Personalgewinnung und -entwicklung arbeitet.

Mit Jobsicherheit punkten

Wie das Trendence Institut in seinem "Absolventenbarometer" feststellt, gehört das BSI für Berufseinsteiger seit Jahren zu den attraktivsten Arbeitgebern. Gerade weil die Aufgaben in der Behörde breit gefächert sind, suchen die BSI-Personaler nicht nur studierte Informatiker. Auch Mathematiker, Physiker und Elektrotechniker sind in Bonn gern gesehene Bewerber. "80 Prozent unserer Beschäftigten und Bewerber bringen einen MINT-Abschluss mit", sagt Stöcker. Auch Absolventen mit einem Politik- oder sozialwissenschaftlichen Studium und IT-Kenntnissen finden passende Angebote. Altersgrenzen gebe es keine, in diesem Jahr hat das BSI Mitarbeiter eingestellt, die zwischen 21 und knapp 60 Jahren alt sind.

Nicolas Stöcker, Referat für Personalgewinnung und -entwicklung, BSI: "80 Prozent unserer Beschäftigten und Bewerber bringen einen MINT-Abschluss mit."
Nicolas Stöcker, Referat für Personalgewinnung und -entwicklung, BSI: "80 Prozent unserer Beschäftigten und Bewerber bringen einen MINT-Abschluss mit."
Foto: BSI

Die Neuen bildet das BSI in IT-Sicherheitstechnik und Soft Skills weiter. Da die Behörde europaweit mit anderen Institutionen kooperiert, ist eine zweite Fremdsprache neben Englisch von Vorteil. "Wir finden die Leute, die wir suchen, auch wenn wir die eine oder andere Stelle zweimal ausschreiben müssen", sagt Stöcker. Unter Bewerbern punktet das BSI mit geregelten Arbeitszeiten, bezahlten Überstunden, Familienzulagen und der Jobsicherheit.

Die promovierte Physikerin Judith Wild etwa entschied sich für das Bundesamt, da sie hier Beruf und Familie gut verbinden kann. Als Mutter zweier kleiner Kinder war ihr im Bewerbungsprozess aufgefallen, dass andere Unternehmen, insbesondere Beratungen, diesbezüglich wenig flexibel waren. Eine wöchentliche Reisezeit von vier Tagen sei dort nicht ungewöhnlich. Wichtig ist Wild auch, dass sie mit ihrer Arbeit im höheren Interesse unterwegs ist, sie trägt zur Sicherheit des Landes bei. Im Referat "Prüfsysteme für hoheitliche Dokumente" beschäftigt sie sich mit den für Grenzkontrollen eingesetzten Geräten: Diese müssen stetig an neue gesetzliche Vorgaben angepasst werden. Dabei muss Wild auch als Übersetzerin auftreten und den Grenzbeamten die Sicherheitsfunktionen erläutern.

Auch die Aussicht auf eine Verbeamtung ist für viele Kandidaten ein zugkräftiges Argument, sagt Recruiter Stöcker. Er weist die Bewerber dann gern darauf hin, dass sich ein Beamtengehalt, die damit einhergehenden Sicherheiten, Familienzulagen und die spätere Pension langfristig rechneten.

Wissen um komplexe Netzwerke gefragt

Neue Mitarbeiter mit IT-Sicherheitskenntnissen sucht auch Genua, ein Hersteller für IT-Sicherheit in Kirchheim bei München. Die 1992 von drei Physikern gegründete Firma beschäftigt heute rund 270 Mitarbeiter in der bayerischen Zentrale sowie an Standorten in Berlin, Leipzig, Köln und Stutt­gart. Als Tochter der Bundesdruckerei entwickelt und produziert Genua IT-Sicherheits-Lösungen für Unternehmen wie BMW, WMF oder Bosch und für Behörden.

Bei diesen Projekten komme es vor allem auf die ­Planung und Installation kundenspezifischer Lösungen an, sagt Christina Michaelis, Abteilungsleiterin Human Relations. Dafür sucht Genua Softwareentwickler und Consultants: Neben fachlichem Wissen benötigten die Mitarbeiter auch fundiertes Wissen in komplexen Netzumgebungen und Problemlösungs­kompetenz. Ihre Kollegin Sandra Knudsen aus dem Recruiting-Team ergänzt: "Egal, für welche Tätigkeit sich jemand bei uns bewirbt, uns sind Begeisterungsfähigkeit und Freude an der Tätigkeit besonders wichtig."

Das Unternehmen erwartet von den Bewerbern fundierte IT-Kenntnisse. Knudsen und Michaelis nennen Beispiele: Ein abgeschlossenes Studium oder eine Ausbildung in einem technischen Fach oder mit IT- und Informatikbezug sind gewünscht. Außerdem sollten Bewerber sich mit Technologien wie OpenBSD oder Unix auskennen und je nach Position auch unterschiedliche Programmiersprachen beherrschen. Auch Wissen über Netz­technik ist gefragt. Dabei sei nicht entscheidend, ob ein Kandidat sein Know-how in einem Studium, einer Aus- oder Weiterbildung oder im Selbststudium ­erworben hat. "Wir prüfen jede Bewerbung genau und nehmen uns viel Zeit dafür", sagt Michaelis. Im Unternehmen arbeitet zum Beispiel auch ein Forstwissenschaftler, der sich in seiner Master-Arbeit mit der Analyse komplexer Daten und Programmier­sprachen beschäftigte.

Seit zwei Jahren gibt es an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden ein Lernlabor Cybersicherheit. Dort werden mit den Experten des Fraunhofer-Instituts für Angewandte und Integrierte Sicherheit AISEC konzeptionelle und praktische Schulungen im Bereich der IT-Sicherheit entwickelt und angeboten. Besonders im Fokus der Schulungen: IT-Sicherheit im Zusammenhang mit Embedded Systems, dem Internet of Things und mobilen Systemen.
Seit zwei Jahren gibt es an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden ein Lernlabor Cybersicherheit. Dort werden mit den Experten des Fraunhofer-Instituts für Angewandte und Integrierte Sicherheit AISEC konzeptionelle und praktische Schulungen im Bereich der IT-Sicherheit entwickelt und angeboten. Besonders im Fokus der Schulungen: IT-Sicherheit im Zusammenhang mit Embedded Systems, dem Internet of Things und mobilen Systemen.
Foto: OTH Amberg Weiden

Genua strebt eine gute Mischung aus Berufserfahrenen und Absolventen an. Außerdem bildet das Unternehmen aus. Kontakte zu Studierenden entstehen auch über Praktika, Studien- und Abschlussarbeiten. Schließlich werben die eigenen Mitarbeiter auch für ihren Arbeitgeber. "Auch wenn es für uns manchmal herausfordernd ist, bekommen wir unsere offenen Stellen besetzt", sagt Michaelis.

"Wir stellen ein"

Auch im Geschäftsbereich IT der TÜV Nord Group gibt es für IT-Sicherheitsexperten viel zu tun. "Wir stellen ein", sagt Patrizia Jammer, Human Resources Managerin bei TÜV Informationstechnik. "Im Zuge der digitalen Transformation steigt auch der ITK-Sicherheitsbedarf. Um diesem Wandel gerecht zu werden, stellen wir bundesweit Expertinnen und Experten ein, die unsere Kunden national und international betreuen." Zum Dienstleistungsspektrum von TÜV Nord zählen beispielsweise neutrale Prüfdienstleistungen und Zertifizierungen, Teams bewerten Sicherheitssysteme von Unternehmen oder prüfen Risiken sowie Soft- und Hardware. Gute Chancen haben alle MINT-Absolventen, aber auch Elektroingenieure, Techniker, Meister sowie Bewerber mit Kryptografie-Kenntnissen. Da das Aufgabenspektrum vielfältig ist, sucht TÜV Nord auch Juristen für Fragen des Datenschutzes.

Wer sich für Karriere in der IT interessiert, sollte Halle 10.1. auf der Nürnberger IT-Sicherheitsmesse it-sa besuchen. Dort bringt die COMPUTERWOCHE auf dem neuen Karrieretreff Arbeitgeber und IT-Experten zusammen.
Wer sich für Karriere in der IT interessiert, sollte Halle 10.1. auf der Nürnberger IT-Sicherheitsmesse it-sa besuchen. Dort bringt die COMPUTERWOCHE auf dem neuen Karrieretreff Arbeitgeber und IT-Experten zusammen.
Foto: it-sa

Karrieretreff auf der it-sa

BSI, Genua und TÜV Informationstechnik sind drei von neun Unternehmen und Institutionen, die ihre Produkte und Dienstleistungen auf der it-sa präsentieren und sich als Arbeitgeber in Szene setzen. Die COMPUTERWOCHE begrüßt die Unternehmen auf ihrem neuen Karrierestand in Halle 10.1. Ziel ist es, Jobinteressierte und Unternehmen zusammen­zuführen und IT-Profis in Sachen Karriere und Gehalt kostenlos zu beraten. Die COMPUTERWOCHE bedankt sich hier für die Unterstützung der Personalexperten von HSC Consulting. Außerdem wird es täglich zwei Diskussionen mit Unternehmensvertretern geben (11 und 14 Uhr), in denen es um Jobs in der IT-Security gehen soll. In einer Jobbörse finden Besucher die offenen Positionen der Aussteller.